Hans-Jörg Prebeck zum Abschied


Anglist und Germanist Hans-Jörg Prebeck in das Theodolinden-Gymnasium ein, 2001 muss er in den Ruhestand, obwohl er immer noch ein Ausbund an Kraft, Energie und Engagement ist. Der Engel Aloysius hat die bayerische Staatsregierung noch nicht mit der Weisheit gesegnet, dass solch seltene Prachtexemplare bis zum 68. Lebensjahr wirken dürfen, was bislang das Vorrecht der Universitätsprofessoren ist. So wird er also doch in den sauren Apfel des Unruhestands beißen müssen und wir werden einen Leitwolf verlieren.

Zunächst wurde der junge Studienassessor an der damaligen Mädchenschule jahrelang zum Vertrauenslehrer gewählt. Sowohl aufgrund der historischen Gegebenheiten als auch der ihm eigenen Dynamik übernahm er außergewöhnlich früh 1972 die Fachbetreuung Englisch, die er mit fester Hand gestaltete. Er war ein starker Fachbetreuer, der insbesondere mit dem Bemühen um die Vergleichbarkeit der Leistungserhebungen manche Lehrkräfte auch gegen ihren Willen anspornte – heute ist dieses Prinzip in einer Zeit von Schultests und Schulvergleichen ein offizielles Ziel der Schulentwicklung. Selbst in hohem Maße leistungsorientiert und pflichtbewusst, sah Herr Prebeck schon Schwächen der Kollegen und suchte methodisch die Leistungssteigerung. Konfliktfähigkeit war ihm wohl von Geburt an mitgegeben und so war er in Fachsitzungen ein dominanter Vorsitzender nach dem Motto „primus inter pares".

Die hohen Ziele der englischen Literatur- und Sprachwissenschaft setzte er selbst vorbildhaft in mehr als ein Dutzend Englisch-Leistungskursen um. Wenn Kollege Prebeck einen Leistungskurs übernommen hatte, gewann er stets alle, auch skeptische Schüler für die exzellent geplante Abiturfahrt nach London – notfalls mit einer Werbetour in den Kursen. Der Leistungskursleiter wurde in jeder Abiturfeier für seine intensive Arbeit mit einer bewundernden Laudatio geehrt. Um aber die ganze Bandbreite pädagogischen Wirkens auszukosten, hat Herr Prebeck es immer für wichtig gehalten, in allen Altersstufen zu unterrichten. Er vereinigte dabei in seiner Person eine Mischung aus Wissenschaftler, Vater, Dompteur und Schauspieler, also die Kennzeichen eines erfolgreichen Pädagogen, der in seinen Fächern aufgeht.

Nicht zuletzt deshalb war Herr Prebeck in den Diskussionen um den Stellenwert der Sprachen – allen Humanisten zum Trotz – ein glühender Kämpfer für das Englische, so dass es geradezu natürlich ist, dass seine Tochter inzwischen am Thomas–Mann–Gymnasium Englisch unterrichtet.

Ebenso folgerichtig war die Berufung von Herrn Prebeck zum Fachberater für Englisch der Landeshauptstadt München im Jahr 1993, wo er die größere Bühne im Rahmen der Fortbildung der städtischen Englischlehrer sichtlich genoss. Dies erstaunte die Zeitgenossen weitaus weniger als die Tatsache, dass er auch noch in seinem letzten Schuljahr Deutsch – Fortbildungen besuchte. Damit hat er die Erkenntnis, dass lebenslanges Lernen gerade für Lehrer unverzichtbar ist, eindrucksvoll in die Tat umgesetzt. So beherrscht er natürlich auch perfekt die neuen Medien wie Internet und Computer wie etwa der unten gezeigte Schmuck seiner Schulaufgaben belegt.

Im Verlauf seiner Karriere gehörte dieser vielseitige Kollege als engagierter Vertreter der Lehrerinteressen bis 1998 über 25 Jahre lang dem Schulforum an und seit 1989 setzte er sich dafür auch als Obmann des Bayerischen Philologenverbandes ein. Mit Hans-Jörg Prebeck war hier ein Mann zur Stelle, der machtvoll seine Stimme erheben kann, wie alle wissen, die sein rhetorisches Geschick in den Lehrerkonferenzen erleben konnten.

Diese Sprachgewalt des begeisterten Germanisten, seine Liebe zu kämpferischen Wortgefechten, seine Hartnäckigkeit in der Verfolgung positiver Ziele brachte er ab 1990 in den Personalrat mit ein, dem er seit 1998 auch vorstand. Diese Eigenschaften werden allen Teilnehmern an den Monatsgesprächen mit Sicherheit unvergesslich bleiben; ebenso wie die Tatsache, dass er selbst nach einer sechsstündigen Sitzung noch in jeder Minute präsent war. Dabei konnten wir auch ungewohnte Seiten an ihm kennenlernen: großes Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, divergierende Interessen auszugleichen; so hat er die Einheit des Personalrats bewußt gesteigert; quasi als pater collegii hat er den städtischen Leistungsstufen insofern vorausgegriffen, als er besonders engagierte Lehrkräfte zu ermutigen wusste. Als unabhängiger Kopf hat er den Mut zur Kritik direkt gegenüber Direktorat und Schulreferat. All diese Tugenden wären für jedes Parlament eine Bereicherung – ebenso wie der Wille zur Macht (übrigens, lieber Hans-Jörg, es stehen bald Wahlen an!)

Wenn man die Frage stellt, warum das „Burnout-Syndrom" nicht zum Wortschatz dieses Anglisten zählt, so würde er ihnen sicherlich das Yoga als Quelle der Sammlung und Entspannung nennen. Die so gewonnene innere Mitte ließ ihn auch seine öffentlichen Auftritte bravourös meistern; seine Reden bestachen immer durch ihre gelungene Mischung aus Esprit und Ironie.

Hans-Jörg Prebeck verkörpert pädagogisches Urgestein und er hat sich um Schüler, Lehrkräfte und das Theodolinden-Gymnasium verdient gemacht.

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