Gespräch mit Herrn Neumann

Abschied

 

Hat ein Priester im Schuldienst eine besondere Aufgabe?

Mein Augenmerk galt der Seelsorge; damit meine ich vor allem, auch den Zugang zu den Sakramenten zu eröffnen, durch die Beichte und die Eucharistie. Mir waren die katholischen Gottesdienste ein besonderes Anliegen. Es wäre mein Wunschtraum gewesen, dass die Zusammenarbeit in der Betreuung der Schüler über die Wissensvermittlung hinaus mit allen Kollegen Früchte trägt, um den Glauben zu vertiefen.

Die Kirche leidet heute unter einem Priestermangel, so dass man nicht mehr sehr viele Priester im Schuldienst antrifft. Liegt das vielleicht auch daran, dass Frauen vom Priesteramt ausgeschlossen sind?

Das ist der Wille Jesu Christi. Unter den 72 Personen, die in der Bibel als Gefährten und Gefährtinnen Jesu erwähnt werden, waren auch Frauen; trotzdem hat Jesus dann die 12 Männer als seine Apostel erwählt. Die Kirche sollte das nicht ändern.

Hat denn die Kirche für die Vermittlung des Glaubens noch eine so große Bedeutung? Der individuelle Zugang zu Gott ohne Ver-mittlung anderer spielt doch heute eine immer größere Rolle!

Der Gottesglaube ist die Grundlage. Die Kirche hilft dabei, diese Grundlage zu schaffen; sie ist eine Gemeinschaft, die dem Einzelnen Geborgenheit gibt. Wir sind in ihr auf dem Weg zur Erlösung, sie ist auch der Weg.

Kommen dann Buddhisten nicht in den Himmel, weil sich ihr Weg doch sehr stark vom katholischen unterscheidet?

Auch Buddhisten steht das Himmelreich offen. Gefordert sind Gewissenstreue und die Beachtung der Goldenen Regel im Umgang

Mit Ablauf des Schuljahres 2003/04 beendet Herr Oberstudienrat Hartmut Neumann seine Lehrtätigkeit am Theodolinden-Gymnasium, die er 1977/78 begonnen hat. Von 1984 bis 2003 war er Fachbetreuer für Katholische Religion. Seine Kollegen Herr Dr. Fenzl und Herr Mirwald fragten nach, wie der Rückblick diese Zeit erscheinen läßt und welche Besonderheiten die Rolle eines Priesters im Schul-dienst mit sich bringt.

Wie war Ihr Weg an das Theodolinden-Gymnasium?

Geboren wurde ich 1940 in Berlin-Mitte, bei Kriegsende kam ich mit meiner Familie nach Augsburg, wo ich 1959 mein Abitur machte. Nach dem Studium von Philosophie und Theologie und der Priesterweihe nahm ich 1967 die Arbeit des Kaplans in einer großen Münchner Pfarrgemeinde auf. Ab 1972 unterrichtete ich am Edith-Stein-Gymnasium vor allem Religionslehre, zeitweise auch Latein, Französisch und Spanisch. Dann kam ich ans TLG.


Abschied

mit dem Nächsten. Der Buddhismus stellt ähnlich hohe sittliche Normen auf für den Einzelnen und für das Gemeinschaftsleben wie die christliche Ethik und Moral.

Auch die hinduistische Vorstellung einer Wiedergeburt ist in unserer Kultur sehr populär!

Dieser Glaube gründet auf einer Vergeltungslehre: Dort ist Wiedergeburt eine Strafe für ein vorheriges Leben. Bei west-lichen Menschen ist ein Wunschdenken daraus geworden. Wenn der Mensch einmalig als Person geschaffen ist, woran ich glaube, dann entfällt jede Seelenwanderung.

Was halten Sie denn von der „Kirche von unten"?

Das ist ein Irrtum. Es gibt nur eine Kirche „gemeinsam unterwegs"!

Aber doch unter hierarchischer Leitung! Das gefällt vielen Menschen heute nicht, obwohl sie dem Papst zujubeln. - Welcher Papst hätten Sie denn gerne sein wollen?

Leo XIV., wegen Leo XIII., denn er hat den „Kulturkampf" beendet, hat die Kirche mit der Neuzeit versöhnt und die soziale Frage als großes Thema aufgegriffen. Außerdem hat er im Alter von 90 Jahren noch in Hexametern gedichtet.

Welche Pläne haben Sie nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst?

Ich habe genug zu tun! Schon seit 1978 arbeite ich in der Pfarrseelsorge von St. Maria Thalkirchen, seit 1989 auch in der Kranken-Seelsorge an zwei Kliniken. Da der Pfarrer in Thalkirchen tatkräftige Hilfe braucht, bin ich auch in Zukunft reichlich beschäftigt.

Was ist Ihr Lebensmotto?

Am ehesten das von Don Bosco: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!"

Und wie sehen Sie die Zukunft der Kirche?

Mit realistischem Optimismus!

 



Abschied Peter Wallisch

Abschied

« Ce qui n'est pas clair n'est pas français »

- Wir verabschieden Peter Wallisch

Unser lieber Kollege Peter Wallisch hat sich aus dem aktiven Schuldienst zurückgezogen. Wir müssen dies nicht ohne Wehmut zur Kenntnis nehmen, da er, wie wir alle (Schüler und Lehrer) wissen, ein romanistisches Urge-stein war, der dieses Fach lange Zeit entscheidend geprägt hat.

Er wurde am 23.2.1940 in Reichenberg geboren, wuchs in München auf und absol-vierte dort das Neue Realgymnasium. An der

gebotenen Objektivität der Information - die Eleganz und Klarheit der französischen Sprache schwärmerisch zu vermitteln wusste. Deswegen litt er auch darunter, wenn die Schüler nicht in der Lage und bereit waren, die Strukturen, die für diese Sprache charak-teristisch sind, zu erkennen und anzuwenden.

Seine virtuose Beherrschung der Sprache zeigte sich auch im Gespräch, wenn er seine Aussagen mit witzigen „Aperçus" garnierte. Hinzu kommt, dass er seinen Charme, besonders jüngeren Kolleginnen gegenüber, gerne spielen ließ. Nicht von ungefähr rührt

 

Ludwig-Maximilian-Universität studierte er die Fächer Französisch, Deutsch und unter anderem auch Rechtswissenschaften. Nach seiner Referendariatszeit in Bad Tölz kam er am 1.8.69 ans Theodolinden-Gymnasium und übernahm dort am 1.12.1984 offiziell das Amt des Fachbetreuers für Französisch.

Er hat viele Leistungskurse in Französisch geleitet und zahlreiche Studienfahrten (wie nach Paris, Südfrankreich und ins Elsass) aktiv gestaltet. Es war nicht zuletzt sein Verdienst, dass kontinuierlich Leistungskurse in einem so anspruchsvollen Fach zustande kamen. Er war sicherlich ein Lehrer, der sein Fach „lebte" und in ihm auf ging. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel hierfür waren die Informationsabende zur Wahl der

2. Fremdsprache, bei denen er - bei aller

auch seine Liebe zu südländischer Lebensart: es zieht ihn immer wieder in die Provence oder in sein Haus in Ligurien.

Neben der Schule beschäftigte er sich aber auch mit dem Theater, der Musik (vor allem Chansons) und dem Sport wie etwa Tennis und Fußball.

Wir wünschen ihm einen aktiven und erfülten Ruhestand, bei dem er seine Interessen pflegen und sich seiner Familie, vor allem seinem Enkelkind, liebevoll widmen kann. Wir würden uns freuen, ihn auch in Zukunft bei Schulveranstaltungen und Schulfesten zu sehen.

Ch. Bräuer / Dr. Rainer Schenk


Abschied Sepp Schinabeck

Abschied

Zum Abschied von Sepp Schinabeck

Wenn die Schüler nix glernt ham

Und san außer Rand und Band,

dann hat er gleich beschworn

den Untergang vom Abendland.

.

Josef „Sepp" Schinabeck, so der Name dieses sympathischen älteren Herrn, war ein Lehrer der alten Schule, und zwar im besten Sinne.

Immer versuchte er, pädagogisch wirksam zu sein; er war ein Lehrer, der für Schüler und Kollegen stets das richtige Wort hatte. Fachlich gab es keine Fragen, die er nicht beantworten konnte. Wir erinnern uns noch mit Begeisterung daran, wie der „Sepp" jeden verfügbaren Fachkollegen verhaftete und mit diesem ein mathematisches Problem, vorwiegend aus seinem Lieblingsgebiet Geometrie, diskutierte.

Wenn du jetzad weg bist

Fragen mia uns, was soll werdn?

denn von uns kann ja koaner

d'Geomtrie gscheit erklärn.

September 1967

Ein junger Studienrat, mit schwarzem Haar, betritt das Lehrerzimmer des Gymnasiums für Mädchen.

Vor vielen Jahren, da war der Sepp amoi am Sophie-Scholl

de Madln ham glei an Minirock ozogn

und fanden eahm ganz toll.

Lange hielt es ihn, den Sohn eines bayerischen Braumeisters, nicht im roten Schwabing der wilden 68er-Generation und so wechselte er, zusätzlich gelockt von der Nähe seines Eltern-hauses, ins ruhige Harlaching zum Theodolinden-Gymnasium. Dort begann er, alle seine Talente zu entfalten:

Juli 2003

Freitag, 5. Stunde: Eine friedliche Idylle im Lehrerzimmer. Ein paar Lehrer bereiten sich auf das Wochenende vor und richten ihre Sachen her (für die nächste Stunde, nicht für das Wochenende).

„Rumms!" Ein Zittern geht durch den Raum. Irgendein Berserker versuchte, mit einem gezielten Faustschlag die Tür zum Lehrerzimmer zu zertrümmern. Ein netter älterer Herr mit grauem Bart und grauen Haaren stürmt zur Tür und reißt sie auf: „Habt ihr zu Hause Kartoffelsäcke an den Türen?", ertönt eine Stentorstimme und lässt den Schüler so erzittern, dass er sein Anliegen vergisst und prompt das Weite sucht.

Lächelnd wendet der ältere Herr sich zu seinen Fachkollegen. „Das macht der wohl nicht mehr!"



Abschied

Ob Mathe, Schifahren oder Tanzen,

er war a Mo für jede Partie;

sogar as Volleyball hat er kenna

unser Universalgenie.

September 1974

OstD Schlögl, einer seiner Chefs (es war ihm egal, wer unter ihm Chef war) benötigte nach Sepps Beförderung zum Oberstudienrat eine fähige Kraft für die Leitung des Physik-Departments. Stundenlang konnte Sepp den Unterricht der Kollegen durch Unterstützung beim Versuchsaufbau vorbereiten und es geschah häufig, dass ein Kollege seinen Versuch so wundervoll geändert vorfand, dass er sich im Unterricht der Anordnung nicht mehr gewachsen zeigte und mit „Säääp"-Gebrüll durch die Schule eilte, um sich die neue Versuchsaufbauweise erklären zu lassen. Diese Leidenschaft für anschaulichen Unterricht durch Versuche ließ ihn sein ganzes Schulleben nicht mehr los.

Doch bald reichte ihm dieses „kleine" Fach Physik nicht mehr. Es musste etwas Größeres her, nämlich die Königin der Wissenschaft, die Mathematik. Am Anfang noch als Vertreter einer erfahrenen Kollegin, übernahm er dieses Gebiet voll und ganz und behielt den Fachvorsitz bis zu seiner Pensionierung bei.

Dass die Kollegen alle net rechnen kenna

des is doch koa Frach

drum rechnet der Sepp

lieber selber ois nach.

Gleichzeitig war er immer für die Kollegen da, sodass ihn das Gesamtkollegium nach Emeritierung von Frau Damerow zum Per-sonalratsvorsitzenden wählte. Als solcher war er immer voll informiert und hatte auch als Delegierter und als Obmann des Bayerischen Philologenverbands das Vertrauen des Kollegiums.

Und als Personalratsvorsitzender

hat er uns bestens informiert

hat er im Direktorat sei Meinung gsagt

und das ganz ungeniert.

Auch die zahllosen Schüleraustausche mit Italien gehen mit auf sein Konto und in Italienisch konnte ihm sowieso nur die Christl Bräuer, Fachbetreuung für Italienisch, ganz knapp das Wasser reichen. Das war der Erfolg seiner humanistischen Grundbildung, die er bei den Patres in Metten erhielt. Dies führte auch dazu, dass in Lehrerratssitzungen öfter ein „Verbum peto!" oder ein „Silentium!" ertönte.

Und in der nächsten Konferenz

sagn euch mia, dass' laut werd

weil koana mehr da ist

der wo „Silentium!" plärrt.

Juli 2004

Wenn man heute aus dem Lehrerzimmer heraus schaut, steht manchmal der Sepp vor der Tür, um irgend etwas (Geheimes?) zu erledigen...; vielleicht ist er ja auch schon auf der Suche nach der besten Schule für seine Enkelin.

So ist unsere Laudatio vielleicht doch nicht ein Jahr zu spät, sonder eher zu früh im Jahresbericht erschienen.

Wir wünschen ihm alles Gute für seinen Unruhestand.

Fachschaft Mathematik

Gstanzl von Rudi Schüßler