Facharbeiten Kunst 2003

Die Schüler und Schülerinnen des Leistungskurses Kunst stellten sich auch dieses Jahr wieder der Herausforderung: der gesamte Kurs entschied sich dafür, die Facharbeit im Leistungskurs Kunst zu machen. Ein großes Lob an die KollegiatINNen, die den großen Arbeits-aufwand, der kein Garant für eine gute Note ist, nicht gescheut und dieses "Abenteuer Facharbeit" so überzeugend bewältigt haben.

Ein gutes Jahr ist Zeit für die Fertigstellung des theoretischen und des praktischen Teils.

Die gesamte Arbeit muss während dem Schulalltag nebenher laufen. Das Konzept muss geklärt, Bücher beschafft und der künstlerische Teil bewältigt werden.

Reizvoll bei der Facharbeit in Kunst ist sicher die Freiheit mit der man sich kreativ und eigenständig neue Bereiche in der Kunstgeschichte und in der bildnerischen Arbeit erschließen kann. Hier ist Engagement gefragt. Das Ergebnis wird häufig erkenntnishaft als persönliche Bereicherung empfunden.

Jede Facharbeit besteht aus mehreren Bereichen, die geschickt miteinander verflochten sein wollen und Querverbindungen zu anderen Fachbereichen beinhalten können. Bei der Architektur muss Landeskunde, sprich Erdkunde, mit der Kenntnis über Architekturgeschichte kombiniert werden. Bei der Innenarchitektur kommen Materialkenntnisse dazu. Bücher fordern sprachliche, handwerkliche, psycho-

logische und künstlerische Fähigkeiten. (Kunst-) handwerkliche Fähigkeiten werden beim Schneidern von Modellen, Mosaike legen, Schreinern und Schmuck gestalten neben kunstgeschichtlichem Wissen verlangt. Persönlichere Themen, die eher in künstlerischen Bereichen angesiedelt sind, erfordern Fantasie, erzählerisches Geschick und Mut. Nicht zu vergessen die fotografische Collage, bei der sich Handwerk mit künstlerischem Verständnis verbindet.

Dieses Jahr wurden die Facharbeiten in der Woche nach den Osterferien im neu renovierten Kulturcafe ausgestellt. Viele Interessierte, SchülerINNen und Lehrer-INNen besuchten und bewunderten die Arbeiten.

Tanja Brändle

Hotel „Las dunas de sol"

Architekturmodell einer Hotelanlage in Gran Canaria

Den entscheidenden Anstoß für das Thema bekam Tanja während eines Ferienaufenthaltes in Tunesien: dort konnte man das Modell des Hotels, in dem sie wohnte, begutachten, bei dem jede Kleinigkeit detailgetreu umgesetzt war. Die Faszination dafür festigte den Entschluss, eine Hotelanlage zu entwerfen. Weitere Vorgaben waren das harmonische Einfügen in die Landschaft, die Integration einer vielseitigen Freizeitanlage und es sollte sich zudem von den herkömmlichen Bettenburgen unterscheiden.


sie selbst im Schlusswort sagt, hat die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema die Kollegiatin in ihrem Berufswunsch immens bestärkt.

Amelie Dumler

Ein Rückenschmuck aus Kupfer

Nun ging es darum, die Ideen konkret werden zu lassen und so zu planen, dass sie in der Realität umsetzbar wären. Das bedeutete, sich für einen bestimmten Standort zu entscheiden, die Größe des Hotels und die Außenanlagen festzulegen. Das Wichtigste: nach welchen Kriterien soll das Haus gebaut werden?

In dieser Entwicklungsphase holte sich Tanja Anregungen von großen Architekten wie Frank O'Gehry und Friedensreich Hundertwasser und lässt sich von der traditionellen Architektur Gran Canarias (dort soll das Hotel gebaut werden) anregen. Bei O'Gehry fasziniert sie besonders sein Gespür für Licht, der Einfluss von Hundertwasser bringt den ökologischen Gedanken in die Architektur, die im Einklang mit der Natur steht.

Beim Praxisteil, dem Modellbau selbst, tauchen für Tanja überraschende Probleme auf: wie groß sollen die Häuser eigentlich in Wirklichkeit sein, wie baue ich eine Modellpalme, woraus modelliere ich eine Dünenlandschaft oder wie kann ich Wasser nachahmen?

Die Facharbeit war als Test geplant, ob der Berufswunsch Architektin zu werden auch tatsächlich stark genug wäre. Wie

Die Facharbeit sollte etwas zum Inhalt haben, das man benutzen kann. Ein weiterer Grund, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist Amelies Interesse für Schmuck und Kunsthandwerk. Die Idee einer Kette für den Rücken entstand durch die Beobachtung, dass es zwar Kleider mit Rückenausschnitt gibt, aber keine Schmuckstücke dafür.

Im theoretischen Teil setzt sich die Kollegiatin mit den Werken zweier Künstler des 20. Jahrhunderts auseinander. Mit Friedensreich Hundert-wasser und Wassily Kandinsky fand sie abstrakte Werke als Anregung für ihren Rückenschmuck. In Wien lernte sie die Ideen Hundertwassers, seine Häuser und seine Bilder kennen. Fasziniert von seiner Arbeit wollte sie seine Formensprache (er hatte eine tiefe Abneigung gegen die gerade Linie), aber auch seine gedanklichen Ansätze einer „Wiedervereinigung von Mensch und Natur" in ihren Schmuck mit einfließen lassen. Kandinsky, der Bauhauskünstler, der „Vater der Abstraktion", darf bei einem Vorhaben, bei dem neben ornamentalen und floralen auch abstrakte Elemente eingesetzt werden sollen, nicht fehlen.



Die Entscheidung, Kupfer als Material für das Schmuckstück zu nehmen hat zwei Gründe: zum Einen ist Kupfer preiswert und leicht erhältlich, zum Anderen lässt es sich auf Grund seines niedrigen Schmelzpunkts leicht bearbeiten.

Im praktischen Teil wurden die

Mit ihrer Facharbeit macht sie einen Gegenentwurf zur gängigen Mode, indem sie sich auf Materialien beschränkt, die wiederverwertbar sind, weggeworfen wurden oder in der Natur vorgefunden werden konnten. „Es sollte eine Einheit entstehen aus Mode und den vier Elementen und es sollte künstlerische, d.h. nicht unbedingt tragbare Kleidung werden."

Joseph Beuys und Meret Oppenheim gaben ihr im kunstgeschichtlichen Bereich Anregungen: Beuys' Kleidung, die Fliegerweste und der Filzhut machen ihn unverwechselbar. Seine Verwendung von unterschiedlichsten Materialien, welche die Sinne ansprechen, der Einsatz verschiedener Aggregatzustände und sein Engagement im ökologischen Bereich, spiegeln den erweiterten Kunstbegriff und seine Forderung: „Jeder Mensch ist ein Künstler" wieder. Seine mit Bedeutungen und Symbolen aufgeladenen Materialien und Installationen inspirieren Karina bei der Wahl ihrer Materialien für die vier Kleider, die den vier Elementen ent-sprechen sollen. Bei Meret Oppenheim, die mit den Surrealisten zusammen ausgestellt hat, ist sie von den befremdlichen Kombinationen und deren rätselhafter Wirkung fasziniert: als

einzelnen Elemente entwickelt und gearbeitet. Das bedeutete, sowohl Zeichnungen zu machen als auch sich die entsprechenden Techniken anzueignen, mit denen die Blüten und abstrakten Formen dreidimensional ausgearbeitet und geformt werden können. Dazu gehörte das Schneiden, Hämmern, Treiben und Feilen von Kupferblech und das Stanzen der Linien. Außerdem musste sich die Kollegiatin das Löten und, um die Färbung zu variieren, das Oxidieren mit dem Löter erarbeiten. Nun wurde das Schmuckstück fertiggestellt, die einzelnen Elemente mussten „nur noch" so verbunden werden, dass die Kette richtig fällt.

Karina Fischer

Tragbare Kunst - die vier Elemente

Karina verbringt ihre Wochenenden und Ferien gern und oft auf dem Land, in der Natur, nahe den vier Elementen. Mit dem Themenbereich Mode kann sie sich leicht identifizieren. Der Berufswunsch, das ist schon klar, soll im Modebereich liegen. Mode ist für sie allgegenwärtig und spiegelt den Zeitgeist wieder. Hier sieht sie die Schnittstelle zur bildenden Kunst.


Werkbeispiel nennt sie das berühmte „Frühstück im Pelz".

Bei der Realisation der vier Kleidungsstücke geht sie assoziativ vor. Welches Material passt zu Feuer, Erde, Wasser und Luft am besten, bzw. welches Material trägt die Vorstellung des jeweiligen Elements am stärksten in sich? Zuerst setzt sie ihre Ideen zeichnerisch um, bevor sie an die Verwirklichung ihrer Kollektion geht. Für das Luftkleid sammelt sie Gänsefedern, das Feuerkleid wird aus roten, goldenen und weißen Zigaretten-schachteln geklebt und genäht, für das Wasserkleid werden blaue Müllsäcke, Muscheln und Gips benötigt und das Erdkleid besteht aus Rupfen, Wurzeln, Ästen und Blättern.

„Bei dieser Arbeit ist mir bewusst geworden, dass es nicht nur eine enge Verbindung von Kunst und ihrer Präsentation in Hochglanzmagazinen gibt, sondern darüber hinaus (...) auch eine kulturelle Wechselbeziehung zwischen Kleidung und Kunst" existiert. Gedanken mit denen die Kollegiatin abschließend den Bogen zu unserer Medienwelt spannt und kritisch beleuchtet.

Katharina Kimmel

Die weibliche Mode am Hof Ludwig des XIV

Bereits als Elfjährige hat Katharina unter der Anleitung ihrer Mutter genäht. Ihr Interesse an Mode ist geblieben und ihre Geschicklichkeit ist im Laufe der Jahre gewachsen. Daher ist es für sie keine

Frage, die Facharbeit in Kunst mit dem Schwerpunkt Mode zu wählen. Zu der Themenfindung trägt schließlich die Abbildung eines barocken Frauenkleides bei, welches die Kollegiatin fasziniert.

Fragen zur Stilgeschichte werden neben einem Überblick über die damalige Zeit beantwortet. Besonders interessiert sie die damalige Mode der Frauen: durch das Repräsentieren mit prachtvollen und eleganten Gewändern und durch gepfleg-tes Benehmen zeigt man die bessere Herkunft. Ein typisches Damenkleid bestand z.B. aus dem Oberkleid, manteau genannt, und dem Unterkleid, der jupe. Beide „Rockteile" liegen übereinander, wobei der obere „Rock" vorne offen ist und damit der Blick auf den unteren „Rock" gelenkt wird. Das Oberteil besteht aus einem sehr engen Mieder, das in der vorderen Mitte nach unten hin spitz zuläuft, um auf das weibliche Geschlecht zu verweisen. Dieser vordere Einsatz, der häufig aus Schnüren, Spangen oder manchmal aus Eisenplatten aufgebaut war, wird Stecker genannt. Nicht nur dieser Stecker, sondern das ganze Oberteil, das Kleid und die Ärmel wurden



mit Kostbarkeiten wie Perlen, Stickereien, Schleifen, Blumen, Bändern oder Spitzen verziert. Teilweise ließen die Frauen sich sogar in das Mieder einnähen, damit es enger am Körper saß. Schuhe, Frisuren und sonstige Accessoires sind ein weiterer wichtiger Bestand-

teil der Kleidung.

Heutige DesignerINNen wie Gianni Versace oder Vivien Westwood lassen sich von barocken Modeeinflüssen anregen und arbeiten sie in ihre Kreationen mit ein.

Entwurf und Ausarbeitung nehmen einen großen Raum in der Facharbeit ein. Katharina gibt in ihrer Dokumentation eine ausführliche Nähanleitung für ein barockes Damenkleid. Sie findet auch eine Lösung für das Problem, mit welchem Verschluss das Mieder gearbeitet werden soll. Dazu bespricht sie sich mit dem Kostümforscher des Bayerischen Nationalmuseums.

Stefanie Kindlein

Frauenportraits - das zeitgenössische Bild der Frau in Zeichnung und Malerei

Ein interessantes Thema, Neugierde und Entdeckergeist waren für Steffi ausschlaggebend bei ihrer Wahl. Ihr gefällt die Offenheit, die in dem Thema liegt. Die bildnerische Technik ist freigestellt und die Darstellung jedes Einzelnen birgt individuelle Vielfalt.

Was ist für ein gutes Portrait ent-

scheidend? Ist es die anatomische

Richtigkeit, die naturalistischen Pro-portionen des Gesichtes oder geht es darum, die Stimmung und den Ausdruck der Person in den Vordergrund zu stellen?

Antwort auf diese Fülle von Fragen sollten Werkbeispiele aus der Kunstgeschichte geben. Steffi fand Käthe Kollwitz, die für ihre ausdrucksvollen Zeichnungen bekannt ist und die sich außerdem als Frau und Künstlerin mit der damaligen sozialen Situation beschäftigt hat. So studiert die Kollegiatin neben der Biographie deren Zeichentechnik. Parallel dazu besucht sie einen dreimonatigen Portraitkurs, der vom „Atelierprojekt" angeboten wird.

Als zweites Beispiel aus der Kunst-geschichte wählt sie Gabriele Münter. Eine Künstlerin, die im Kreis des „Blauen Reiter" war und die sich als Frau ihre Anerkennung als Künstlerin in der damaligen Zeit hart erkämpfen musste. Münters expressionistische Farbigkeit beeindruckt neben dem pastosen Farbauftrag und dem sichtbaren Pinselstrich. „Münter wollte die Ursprünglichkeit der Person ausdrücken. Eine abbildhafte Wiedergabe war nicht ihr Ziel".

Der praktische Teil besteht aus dem Zeichnen und Malen von bekannten und


unbekannten Frauen, Freundinnen und Verwan-dten. Der Schritt in

die freiere Malerei wird gemacht, in-dem sich Steffi mit Farbigkeit und

Formen immer mehr von der Natur entfernt.

Die Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau als Künstlerin in unserer Gesellschaft rundet das Bild ab.

Silvia Kirchknopf

„Die Geschichte des Prinzen Kamar ez-Zaman und der Prinzessin Budur"

Buchillustration zu einem Märchen aus Tausend und Einer Nacht

Silvia interessiert bei der Buchillustration das komplexe Zusammenwirken der Elemente Text und Bild. Sie betrachtet die Verbindung von Text und Bild aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Bilder haben entweder eine rein dekorative Funktion oder dienen dazu, einen bestimmten Inhalt zu übermitteln oder zu erfassen. Bilder wirken schneller als Texte auf den Betrachter, die Information wird eindringlicher und dauerhafter vermittelt. Sie vergleicht die sinnliche Wirkung eines Duftes mit der Wirkung eines Bildes.

Nun stellt sie die Frage, ob Buchillustration tatsächlich Kunst ist. Nach einem Überblick über epochenspezifische Illustrationsarten und -techniken wendet sie sich den beiden Malern und

Buchillustratoren Henri Matisse und

Marc Chagall zu. Matisse legt bei seinen Illustrationen größten Wert auf die harmonische Gesamterscheinung des Buches. Alle Elemente des Buches, das Format, der Schrifttyp, die Typographie, die Kalligraphie, die Illustration und die farbliche Gestaltung sollen einheitlich abgestimmt werden, damit zwischen Text und Bild eine ebenbürtige Beziehung, ein einheitlicher Dialog entsteht. Anhand des lyrischen Werkes „poesies" verdeutlicht sie seine Überlegungen. Gefühle, die Liebe, seine Körper- und Portraitdarstellungen spielen eine wichtige Rolle in seinen Künstlerbüchern.

Die Wahl der Märchen aus Tausend und Einer Nacht verbindet Silvias Arbeit mit der Marc Chagalls. Die intensive Farbig-keit bei seinen Illustrationen gefällt ihr so gut, dass sie versucht, die Farbe auf ihre eigene Art zu nutzen: sie verbindet die Wahl des Farbtons mit der Stimmung, die in der illustrierten Szene gerade vor-herrscht. Die Gefühle der zentralen Figuren sollen mit Hilfe von Farbe aus-gedrückt werden, z.B. Trauer durch kühles Blau, Leidenschaft durch warme orange und rosa Töne usw. Für ihr Buch hat Silvia den Text des Märchens gekürzt und bearbeitet, die Bilder entstanden meist nach Fotos.



Katharina Sarafides

Wohn(t)räume im Lenbachhaus

Bei einem Besuch des Lenbachhauses entdeckt Katharina zufällig die historischen Wohnräume. Das Anwesen und die unglaubliche Größe faszinieren sie, während sie sich von den dunklen Farben, den

Materialfragen und entsprechende Inneneinrichtungen geklärt werden.

Als praktische Arbeit entwirft Katharina das Bad als Modell, das bis ins kleinste Detail ausgearbeitet wird. Für sie gilt das Motto „zeige mir dein Bad und ich sage dir wer du bist". Entsprechend kon-zentriert feilt sie das Bad innen-architektonisch aus: Aquarium, Wasch-maschine, Trockner und die entsprechenden Podeste werden genauso maßstabsgetreu gearbeitet, wie sie an der Teakholzoptik der Möbel feilt, die Duschtür aus Plexiglas biegt, Ver-tiefungen in die Waschbecken bohrt und die Siphons und Wasserhähne aus Silberdraht arbeitet. Dass das Spaß gemacht hat, erkennt man daran, dass sie der Waschmaschine ein Bullauge gibt und sogar eine Wäschetrommel aus Alufolie herstellt.

Michael Schultz-Naumann

Spurensicherung des Mythos von Avalon

(eine fiktive Ausstellung über ein fiktives Land „der Mythos Avalon ist Realität")

Als Kind spielt er mit der Eisenbahn, baut Landschaften aus Gips und Draht und denkt sich Geschichten dazu aus. Später wird die Eisenbahn von Computerspielen wie Sim City abgelöst. In diesem Spiel

pompösen Mustern und Verzierungen beengt fühlt. Daraus entsteht die utopische Vorstellung, sich diese Räume nach eigenen Farben und innenarchitektonischen Ideen einzurichten. Alles, die Farbigkeit, die Funktion der Räume und die Raumaufteilung sollen frei gestaltbar sein.

Um die Hintergründe des Lenbachhauses kennenzulernen, setzt sie sich mit der Biographie Franz von Lenbachs und mit der Baugeschichte des Lenbachhauses auseinander. Aktuelle Vorstellungen zum Denkmalschutz betonen das Utopische des Themas.

Bevor es an die (zeichnerische) Re-alisation geht, müssen noch Maße genommen, Baupläne und Fotos der Räume gemacht werden. Nun erst können die Küche, das Badezimmer, das Schlafzimmer, das Wohn- und Esszimmer, das Gäste- bzw. Arbeitszimmer und das historische Badezimmer gezeichnet werden. In mehreren Arbeitsgängen zeichnet sie die Räume in der bei innenarchitektonischen Zeich-nungen gängigen Militärperspektive im Maßstab 1:33. Für jedes Zimmer wählt sie eine andere Farbe, außerdem müssen


kann man selbst Häuser, Industriegelände, Geschäfte, Straßen, Parks, S-Bahnen und Flughäfen bauen und so eine ganze Stadt entstehen lassen. Als die Grenzen des Spiels zu eng werden, beschließt Michael, sich die Landschaften und Häuser zu malen. Sein Schlüsselerlebnis hat er, als er zufällig einen Reisebericht über die Südsee sieht: er will selbst eine Insel schaffen, die das Schönste aller Inseln vereint.

„Indem ich mit einem blauen Stift

zu sehen ist, aus einer alten Seekarte, die mit als erstes Dokument für die Existenz „Avalons" gilt, seiner Nationalflagge, dem Staatswappen, einem Atlas und zwei Bildbänden, in denen die Geschichte, Religion und Gegenwart beschrieben werden.

Was das mit Kunst zu tun hat, klärt Michael im theoretischen Teil. Aus dem Bereich der „Spurensicherung" greift er sich Nikolaus Lang als einen Vertreter heraus. Anhand mehrerer Werke be-schreibt er dessen Vorgehensweise.

Susanne Sternhardt

Portraitfotografie - Verzerrungen durch Fragmentierung und Rekombination

Ausschlaggebend für die Themenwahl war der Besuch der Ausstellung „Das zweite Gesicht", die 2002 im Deutschen Museum stattfand. Die Künstler manipulierten Fotografien auf verschiedenste Art und Weise und nutzten diese Möglichkeiten zur Verfremdung eines Gesichts. Die ausgestellten Meta-

eine Linie zog ..., da schuf ich nicht nur einen Fluss mit all seinen Lebewesen und Pflanzen, sondern einen Fluss, der gleichzeitig die geologische Landschaft beschreibt, d.h. sich in die Erdschichten gräbt und Täler und Schluchten wie den Grand Canyon oder Sümpfe formt".

Im Laufe der Zeit wächst seine Vorstellung, wie seine Insel ausschauen soll. Angefangen hat es mit dem Regenwald, mit Flüssen, Seen, Kokospalmen und kilometerlangen weißen Sandstränden. Später kommen Gebirge, Mischwälder und Schneelandschaften dazu. Michael will alle Klimazonen der Erde auf seiner Insel vereinen.

Der Kollegiat hat eine fiktive Ausstellung erarbeitet, in der er die Entdeckung von „seiner Insel Avalon" beschreibt, die Insel vorstellt und erklärt, warum „Avalon" erst vor kurzem entdeckt wurde. Die Ausstellung besteht aus einem Videofilm über das Land, welches über Jahrtausende hinweg unentdeckt war, aus einer Krone, die aus Sicherheitsgründen nur im Film



morphosen des fotografischen Portraits und besonders Künstler wie David Hockney und Annegret Soltau faszinieren Susanne.

In ihrem kunstgeschichtlichen Teil setzt sich Susanne mit der Geschichte der Portraitfotografie und mit den unterschiedlichen Techniken der Verfremdung auseinander. Verfremdungs-strategien in der Fotografie werden aufgezeigt und kritisch beleuchtet. „Der Wahrheitsgehalt eines Fotos ist in der heutigen Realität jedoch viel geringer, als es der naive Betrachter vermuten würde".

Anhand von drei unterschiedlich arbeitenden Künstlern entwickelt Susanne ihr Konzept. Der kubistische Picasso hat die Multiperspektivität mitentwickelt und in einigen seiner Bilder vorgeführt. Gesichter werden in unterschiedliche Facetten unterteilt, die gleichzeitig verschiedene Blickwinkel zeigen. Dies hat Susanne bei ihren Fotocollagen „Gespalten" verarbeitet.

Der zweite Künstler, den sie kunstgeschichtlich verarbeitet, ist David Hockney. Er möchte Fotografie noch lebendiger machen: ein Motiv soll aus mehreren Perspektiven gleichzeitig präsentiert werden. Also setzt er seine großen Bilder, „joiners" genannt, aus Hunderten von Abzügen zusammen, deren Perspektive sich von Abzug zu Abzug leicht ändert. Hockneys Ziel ist es, seine Bilder um die Zeitdimension zu erweitern. Susanne greift u.a. diese Aspekte in ihren Bildern „Kaffee und Kuchen" und „Familienessen" auf.

Die dritte Künstlerin, die vorgestellt wird, ist Annegret Soltau. Sie ist eine zeit-genössische Künstlerin, die sich mit dem „Frau sein" beschäftigt. Das Mittel der Fotovernähungen interessiert Susanne besonders. In dem Werk „Doppelkopf mit Tochter" (1992/93) sind Teile von Portraitfotos von Annegret Soltau mit denen ihrer Tochter vernäht. Susanne geht in ihrer Fotocollage „Familienmonster" der Frage nach, wie viel jede „Person" von ihrer Mutter, Großmutter .... mit sich trägt. Anhand von Fotos von vier Generationen Frauen, die sie zerschnitten und untereinander neu kombiniert hat, zeigt sie Fratzen oder Monster, die nicht der allgemeinen Vorstellung von Ästhetik entsprechen. Auch durch die Kombi-nation junger glatter Haut mit alter faltiger Haut entsteht ein provozierender Effekt. Daher der Titel "Familienmonster".


Linda Tepfer

„Mädchen bei der Morgentoilette" von Kitagawa Utamaro

Die Verwandlung

eines japanischen Farbholzschnittes in einen Mosaiktisch

Auf der Abiturfahrt nach Barcelona begegnet Linda im Park Güell den farbenfrohen Mosaiken von Antonio Gaudi. Damit war der Entschluss gefallen, als Kunstfacharbeit ein Mosaik zu legen. Zurück im regnerischen Deutschland verwirft sie den Gedanken, Mosaike in Anlehnung an Gaudi zu gestalten. Dafür wächst der Wunsch, ihre Vorliebe für Asien mit einzubringen und ihre Idee, einen kleinen Holztisch mit Mosaikplatte zu bauen, festigt sich.

Als Motiv für die Platte entscheidet sie sich für den Farbholzschnitt „Mädchen bei der Morgentoilette" von Kitagawa Utamaro, auf dem ein Mädchen abgebildet ist, das dem Betrachter den Rücken zuwendet. Nur im Spiegel ist ihr Gesicht zu sehen.

Im theoretischen Teil beschäftigt sich die Kollegiatin mit der Geschichte und den Künstlern des japanischen Farbholzschnittes. Schon die Chinesen brachten den Farbholzschnitt zusammen mit ihrer Kultur und dem Buddhismus nach Japan. Erst ab 1600 setzt mit der Tokugawa-Zeit die Blütezeit der japanischen Holzschnittkunst ein. Durch den Holzschnitt

wurde die Kunst der Ukiyo-e verbreitet. Ukiyo-e bedeutet die Bilder der vergäng-lichen, irdischen Welt und deren Ver-gnügungen. Gemeint sind dabei neben Abbildungen von Kurtisanen und Geishas auch Abbildungen von Schauspielern und Ringern, die bis in das 18. Jhdt. sehr beliebt waren.

Die Flächigkeit der japanischen Holzschnitte beeindruckte viele europäische Künstler, wie Degas, Baudelaire, Pisarro, Flaubert, Zola, Oscar Wilde, van Gogh, Gauguin, Toulouse-Lautrec und Matisse. Hier fanden sie viele freie Bildlösungen, wie die Loslösung vom Zwang der Perspektive, die Freiheit der Motivwahl und viele formale Lösungen wie die kontrastreiche Farbigkeit und anderes mehr. Diese Flächigkeit will Linda bei ihrer Mosaiklegearbeit umsetzen.

Der Mosaiktisch soll natürlich ein Stück Einrichtung sein, das im Einklang mit dem fernen Osten steht. Das japanische Konzept des „Mono no aware", „Dinge, die das menschliche Herz berühren, zu erkennen und darauf zu reagieren" ist nur ein Aspekt des allgemeinen fernöstlichen Verständnisses für Ästhetik. Ein anderer ist das „feng-shui" oder die allem zu



Grunde liegenden Kräfte „yin" und „yang".

Sowohl der Bau des Holztisches als auch die Mosaikplatte geben Linda mehr Anstoß selbst aktiv zu werden bei der Inneneinrichtung: „Man sollte viel mehr selber machen, denn es ist ein tolles Gefühl, etwas

Macke verwendet deckende, kräftige Farben neben transparent und zart eingesetztem Kolorit. Dazu kommen die Formvereinfachungen in Werken wie „Türkisches Cafe" und „Dame in grüner Jacke", die zum Vorbild genommen werden.

Ein anderer wichtiger Bestandteil der Vorüberlegungen ist die Frage nach dem Zielpublikum. Für welches Alter ist das Buch gedacht? Sollen die Kinder schon selbst lesen können? Wie nehmen sie Bilder auf? „Dem Kind wird ermöglicht, angeregt durch die Bilder, sich das Geschehen selbst auszudenken und dem Gemalten Leben zu schenken".

In einer zweiten Mappe dokumentiert Lara außerdem die Entstehung des Bilderbuchs. Sie beschreibt ihren Weg über die Materialauswahl, das Layout und die Entscheidungsfindung in puncto Format. Ergänzt wird alles durch Skizzen, welche die Entstehung der Hauptfigur nachvollziehbar machen, durch Fotos und Materialproben. Zuletzt beschreibt Lara die Arbeitsschritte beim Binden einer 5-5teiligen Buchdecke.

aus eigener Kraft geschaffen zu haben".

Lara Tischler
Tjörsom, der kleine Elch auf seiner großen Reise

Lara möchte als Facharbeit ein Kinderbuch gestalten. Bevor sie sich an die Illustration ihres Bilderbuchs machen kann, entwickelt sie die Hauptfigur des kleinen Elchs. Nach und nach entsteht die Geschichte des kleinen Elchs Tjörsom, der sich auf den weiten Weg nach Tibet macht, um seine Cousine zu sehen.

Inspirationen sucht sie sich bei Joan Miro und August Macke. An Miros` Buch „Karneval der Harlekine" gefällt ihr der freie und ungezwungene Umgang mit der Farbe und die leichte und heitere Atmosphäre. Aber auch die Darstellung der Libelle in dem Buch fasziniert sie: das Tier ist deutlich zu erkennen, obwohl es nicht naturalistisch sondern in der für Miro typischen Art abgebildet ist. Lara übernimmt für ihr Kinderbuch die urförmig anmutenden Flächen, um u.a. den Elch darzustellen.

Von August Macke lässt sie sich von der Freude und Heiterkeit anregen, welche durch die Farbigkeit erzeugt werden.