Wie das Städtische Theodolinden-Gymnasium seinen Namen erhielt

Saphirbecher

Ab 1960 bekamen fast alle weiterführenden Schulen in Bayern einen "persönlichen Namen", sofern sie ihn nicht schon von alters her besaßen. Für uns, die meisten Lehrer und Schülerinnen, kam der neue Name ziemlich überraschend. Nur ein kleiner Kreis aus dem "alten Stamm" des Kollegiums hatte mitberaten und entschieden, welcher Vorschlag dem Schulreferat unterbreitet werden sollte. "Theodolinde" schien geeignet, da es ja in Harlaching schon Straßen und Plätze gab, die an Authari und Theodolinde erinnerten, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe der Schule. Warum man so weit in die Geschichte zurückging? Es hieß - natürlich nur gerüchtweise - man habe keinen so "politischen" Namen wählen wollen wie andere Schulen (warum eigentlich nicht?). Vielleicht spielte es aber auch eine Rolle, dass 1960 anlässlich des Eucharistischen Weltkongresses einiges aus dem Brautschatz der Theodolinde in München ausgestellt worden war.

Und so war eines Tages im Schaukasten neben der Bekanntgabe unseres neuen Namens zu lesen, dass diese Theodolinde eine bayerische Herzogstochter und Königin der Langobarden gewesen sei, "eine lichte Gestalt" des frühen Mittelalters.

umschlagDazu kam eine kurze Notiz im Jahresbericht des Schuljahres 1960/61, dass, "gemäß Bekanntmachung im Amtsblatt 2/1961 des Bayer. Staatsministeriums für Unterricht und Kultus" die Schule "nunmehr die Bezeichnung Städt. Theodolinden-Realgymnasium" führe. Und darauf die lapidare Feststellung: "Die neue Bezeichnung wurde allseits freudig aufgenommen."

Nur, dass man kaum etwas davon merkte! In der Öffentlichkeit war Theodolinde nicht sehr bekannt. Wir bekommen heute noch gelegentlich Post mit der Adresse "Theodor-Linden-Gymnasium" oder sogar "Theodor-Lingen-Gymnasium".

Die gebräuchlichen Abkürzungen TRG und ab 1965 TLG taten ein übriges, unsere Namenspatronin in den Hintergrund zu drängen. Das hat sie aber gewiss nicht verdient! Seit sich in den letzten Jahren auch die Geschichtswissenschaft wieder mehr den Problemen der Bajuwarenzeit zuwendet, ist das Interesse an dieser Geschichtsepoche wieder erwacht.

1988 gab es dann auch die große Bajuwaren-Ausstellung in München.

G. Graßl (leicht gekürzt und geändert)

Aus der Festschrift zum 50jährigen Bestehen des TLG

Texte zu den Abb. verändert und ergänzt nach den Bildbeschreibungen von H. Dannheimer von der Website
(http://www.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/28/)

Abbildung oben: In diesem Kelch aus blauem Glas soll Theodolinde ihrem zweiten Gemahl vor der Hochzeit einen Trank zum Zeichen ihrer Liebe gereicht haben.
(Bild mit freundlicher Genehmigung der Archäologischen Staatssammlung München)

Abbildung unten: Buchdeckel eines Evangeliars, das als Geschenk der Theodolinde an die von ihr zu Ehren von Johannes dem Täufer, in der Nähe ihres Palastes bei Monza erbaute Kirche ging.
(Bild mit freundlicher Genehmigung der Archäologischen Staatssammlung München)