Der W/R-LK bereitet auf den Euro vor

Kaum zu glauben, aber wahr! Seit langem gibt es am TLG wieder einen W/R-LK! Einen sehr engagierten noch dazu. Pünktlich zur Euro-Einführung organisierte unser LK fünf verschiedene Projektgruppen zu diesem Thema.

Vier mutige W/R-LK'ler stellten sich der Herausforderung, einer 8.Klasse gegenüberzutreten um eine Informationsstunde über den Euro zu halten. Entgegen aller Erwartungen zeigten sich die Schüler sehr interessiert und beteiligten sich hochmotiviert an der Euro-Diskussion und einem Quiz. Wer weiß, vielleicht war das ja der erste Auftritt zukünftiger W/R-Lehrer? Um auch alle anderen Schüler und Lehrer des TLG auf den Euro vorzubereiten, gestaltete eine weitere Gruppe eine Euro-Wand mit Infos verschiedener Banken, der Post und dem täglich wechselnden Dollarkurs. Da sie wöchentlich aktualisiert wurde, konnte man sicher sein, dass man immer auf dem neusten Stand war. Abgesehen von einigen Materialentwendungen war die Aktion sehr erfolgreich und fand großen Anklang bei den Schülern und auch Lehrern.

Im Zeitraum von November bis Dezember stand am Haupteingang unsere blaue Eurobox, in der wir alte EU-Währungen sammelten. Insgesamt wurden Münzen mit einem Gewicht von 21kg abgegeben! Es schien, als hätte unsere aufwendige Euro-Aufklärungs-Aktion nicht bei allen Beteiligten Früchte getragen, da anscheinend nicht jedem Spender geläufig war, in welchen Ländern die neue Währung eingeführt wurde und in welchen nicht! Also China, Kanada und die Schweiz gehören jedenfalls nicht einmal der EU an! Insgesamt konnten wir 560 Euro an eine Schule in Tansania spenden, deren Direktor, mein Onkel, uns sogar persönlich im Dezember besuchte.

Natürlich beteiligte sich unser Kurs auch am Tag der offenen Tür. Jedoch war unsere Ausstellung leider nicht besonders gut besucht. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten, dachten wir uns und wanderten mit unseren Euro-Bögen durchs Schulhaus. So nahmen immerhin noch 50 Besucher an unserer Umfrage teil. Zumindest am TLG hätten 72% für den Euro gestimmt, wenn sie denn hätten entscheiden dürfen.







Den ausbleibenden Besuchern, die sich überwiegend lieber bei den unzähligen Imbissständen aufhielten, entging außerdem ein sehr informativer, aber auch amüsanter 20-minütiger Film, den drei Jungs mit viel Aufwand und Engagement produzierten. Neben mehreren Schülern wurden auch einige Lehrer über die Vor- und Nachteile des Euros befragt. Die Antworten reichten von hoch wirtschaftlichen Statements bis hin zu Aussagen wie "ich fand Geld wechseln im Urlaub immer so romantisch". Sollte Interesse bestehen, sich diesen Film doch noch anzusehen, kann man sich gerne an Frau Laumer wenden.

Im Großen und Ganzen haben die Projekte allen Beteiligten sehr viel Spaß bereitet. Es zeigt unter anderem auch, dass Wirtschaftsunterricht nicht immer nur theoretisch und trocken sein muss, wie viele glauben. Das Fach ist im Gegenteil sehr realitätsbezogen und fordert auch praktisches Engagement. Wer also Theoretisches mit Praktischem verbinden möchte ist im W/R-LC genau richtig.

Janine Coppens



 

Von Mäusen und Menschen

Über die Einführung der Sozialpraktischen Grundbildung in der 9. und 10. Jahrgangsstufe des SWG-Zweiges Sozialpraktische Grundbildung (SpG) _ hinter diesem Namen verbirgt sich ein Fach, das neben Sozialkunde, Kochen und Hauswirtschaft den sozialwissenschaftlichen Zweig des TLG ausmachte und ausmacht. Bisher wurde es in der 11. Jahrgangstufe begleitend zu dem vierwöchigen Pflichtpraktikum in einer sozialen Einrichtung (Krankenhaus, Altenheim oder eine Behinderteneinrichtung) unterrichtet. Seit dem Schuljahr 2001/2002 wurde es anstelle von Kochen und Hauswirtschaft auch in der 9. Jahrgangstufe (ab nächstem Schuljahr auch in der 10. Jahrgangstufe) eingeführt. Die Klassen 9a (Fr. Meyer) und 9b (Hr. Keller) wussten also nicht, was sie erwartete, als dieses einstündige Nebenfach am Schuljahresanfang begann. Inhaltlich dreht sich SpG in der 9. Klasse um die Mediengesellschaft, die auch Thema im Fach Sozialkunde ist. Erfolgt hier eher die Theorie, so kann man in SpG im Computerraum in die Praxis gehen. Nach einer Einführung in die Programme Word, Excel und PowerPoint konnten die Klassen mit Hilfe der neuen Medien das Medienverhalten und die Bedeutung einzelner Medien für Jugendliche untersuchen. Hauptaufgabe der beiden Klassen ist es, einen Fragebogen zum Freizeitverhalten Jugendlicher zu erstellen, die Antworten zu erfassen und in den Computer einzugeben um eine graphische Darstellung der Ergebnisse zu ermöglichen. Das Ergebnis der Umfrage stand bei Redaktionsschluss aber noch nicht fest. Was allerdings schon feststand, war die Tatsache, dass die Arbeit an dem Fragebogen großen Spaß gemacht hat und darüber hinaus auch noch die generellen Probleme bei der Erstellung einer Statistik und deren Aussagekraft deutlich wurden. Auch nächstes Jahr wissen die beiden Klassen nicht genau, was sie erwartet. Denn da wird SpG erstmals auch in der 10. Jahrgangstufe weitergeführt. Schwerpunkt wird die Entwicklungspsychologie von Kindern und Jugendlichen sein. Statt um Mäuse geht es dann wieder um Menschen.

Elena Meyer




Zehn Jahre in der Schulbibliothek des TLG

Eine Zwischenbilanz

Am 1. Februar 1992 habe ich die Stelle als Bibliothekarin am TLG von meiner Vorgängerin, Frau Nissimov, übernommen, die Teile ihrer Arbeitszeit in der Schulbibliothek des TLG ver- brachte. Die Bibliothek wird seitdem von mir während des ganzen Schuljahres betreut. Die Tür der Schulbibliothek ist also täglich geöffnet und der Zugang zu den ca. 17 000 Medien des Gesamtbestandes (mit wenigen Ausnahmen) möglich. Aber wird das Angebot _ ich beschränke mich hier auf die Schüler _ auch genutzt? Aus meiner Sicht leider nicht in dem Maße, wie es das, im Vergleich zu anderen Schulen, großzügige, Angebot verdienen würde. Dass unsere Schulbibliothek nicht selbstverständlich ist, kann ich zumindest jährlich am Tag der offenen Tür erleben, wenn die Besucher von unseren Bibliotheksräumen und deren Ausstattung überrascht und angetan sind. Erfährt die Schulbibliothek bei der jetzigen Schülergeneration ausreichende Wertschätzung (gemessen an Benutzerhäufigkeit und Anzahl der ausgeliehenen Bücher)? Ich meine, nicht genug. Verdeutlichen und belegen kann ich diese Ansicht z.B. mit den Buchkarten, die den Büchern beigelegt sind. Sie weisen nach, wann, von wem, wie oft (nun ja, der Datenschutz) das Buch ausgeliehen wurde. Damit lässt sich feststellen, dass seit einigen Jahren auch die früher recht lesefreudigen SchülerInnen der Mittelstufe zunehmend als Lesergruppe weggefallen sind. Titel und Themen, die noch vor wenigen Jahren in dieser Altersgruppe gern und oft aus- geliehen wurden _ und nicht nur, wenn eine Buchbesprechung auf dem Lehrplan stand- scheinen nur noch eine Minderheit der Schüler zu interessieren. Anmerken möchte ich dazu, dass die Verlage in den letzten zehn Jahren ihren Anteil an Kinder- und Jugendbüchern um etwa 30% gesteigert haben, es fehlt also nicht prinzipiell an Neuerscheinungen. Ob da ein Strohfeuer (?), wie es Harry Potter entfacht hat, wieder langfristig wärmen kann, darf ich hier bezweifeln. Die Entwicklung scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Sollte es übrigens nur Zufall sein, dass die Bereiche Abenteuer-Literatur, Kinderbuch-Klassiker, Jugendbücher mit historischem Inhalt, Biographien etc. mit Einführung des privaten Fernsehens 1984 in Deutschland, nach einem prüfenden Blick auf die Buchkarten, praktisch kaum noch Resonanz bei den jugendlichen Lesern finden? Wenn gelesen wird, dann gilt die Vorliebe Krimis der „Gänsehaut-Reihe" von R.L. Stine und den Katastrophen-Tagebüchern des cleveren Bert zum Beispiel. Kurze Texte, große Buchstaben, Action, Fun ... Wer, wie ich, noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts geboren wurde, und seine eigenen Lieblingsbücher dieses Lesealters mit dem Umfang und der Textmenge der bevorzugten Bücher der jetzt 11- 13jährigen vergleicht, wird feststellen können, dass solche Bücher kaum mehr Resonanz finden, ja junge Leser richtig abschrecken .Noch so hübsche Einbände und Aufmachungen der Neuerscheinungen können bei vielen Schülern keine echte Neugierde wecken. Sind sie so satt geworden? Oder regt einfach ein Buch den Appetit in diesem Alter nicht (mehr) an? Erfreuliche Ausnahmen gibt es natürlich. Mit großer Freude erlebe ich dann, wenn auf meine Empfehlung hin ein solch altmodisches Buch, wie z.B. der erstmalig 1962 erschienene „Rascal" bei meinen jungen Lesern Anklang findet. Es enthält nur enggedruckten Text, längere Sätze, keine Bilder, aber, wenn man die Mühe des Lesens auf sich nimmt, ent- führt es in eine zauberhafte Tiergeschichte - Hier finden die Abenteuer noch im eigenen Kopf statt. Sich bemühen, ein Ergebnis erarbeiten: Immer wieder beobachte ich, wie zum Beispiel Schüler einer 8. Klasse mit dem Auftrag in die Schulbibliothek kommen, einen Begriff wie „Nibelungen" im Lexikon nachzuschlagen. Ganz schnell wird da behauptet „Das steht da aber nicht drin". Oft genug bereitet es auch Schwierigkeiten, einen Umlaut bei der Suche aufzulösen. .Viele Schüler lesen Bücher oft nur noch an, blättern lustlos, schauen hin, erkennen aber nicht wirklich und sind sehr schnell „fertig", sind erkennbar ungeübt und un- interessiert darin und daran, mit einem Buch überhaupt umzugehen, sie finden es schlicht wohl langweilig. Schade, dass die Tür zum geübten Leser sich bei ihnen wahrscheinlich bald schließen wird. Sie wollen vielleicht am „Computer Rad fahren, ohne je laufen gelernt zu haben." Wo bleibt das Positive? Das gibt es ebenso täglich zu erleben. Schüler nehmen die Schulbibliothek bedauerlicherweise of erst gegen Ende ihrer Schulzeit als Angebot der Schule war. Hier finden sie drei ansprechende, ruhige Räume vor, und einen hilfreichen Buchbe- stand, der sachkundig betreut wird. Hilfe zur Informationsbeschaffung wird angeboten und dann oft auch genutzt. Was kann überhaupt eine Einrichtung wie die Schulbibliothek dazu beitragen, dem Lesen einen gewissen Stellenwert (wieder) zu verschaffen? Die Handreichung des ISB (Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, München) aus dem Jahr 1996 beginnt gleich großartig mit „Leseförderung und die Entwicklung der Fähigkeit, sich eigenständig Zugang zu Informationen zu verschaffen, sind zentrale Aufgaben der Schule. Gut ausgestattete Schulbibliotheken sind für die Bewältigung dieser Aufgabe die optimale Lösung" .So weit die Aussage in dieser Schrift des Kultusministeriums. Die Mittel aber, diese Aufgaben zu erfüllen, müssen andere bereit- stellen. Dass zum Beispiel unsere Jugendbücher, die ja die Lesefreude bei den Kindern entwickeln und fördern sollen, allein zu Lasten der Spenden der Eltern unserer Schüler gehen, möchte ich hier ausdrücklich erwähnen. Der Etat für die immer mehr gestiegenen Anschaffungskosten von Büchern und sonstiger Medien, die vernünftigerweise eine Schulbibliothek anbieten sollte, ist einfach unzureichend. Ältere Schüler, die ich befragt habe, vermissen die mangelnde Aktualität der vorhandenen Bücher, die in manchen Fachgebieten, wie z.B. Biologie, Sport und Erdkunde ziemlich veraltet sind. Sie sollten doch bitte nicht mehr als fünf Jahre hinter den aktuellen Stand zurückfallen. Auch ein alters- und wortschatzgerechter Bestand von englischen bearbeiteten Titeln, wie sie Reihen , z.B. „Easy Reader", anbieten, würde sicher angenommen werden. Das Angebot an Originalen in englischer oder französischer Sprache scheint für einen regen, freiwilligen Gebrauch in einer Schulbibliothek zu hoch angesiedelt zu sein. Beispiele, wie Angebot und tatsächliche Nachfrage im Laufe der letzten Jahre immer mehr auseinander klaffen, könnte ich noch viele nennen. Nur eine besser dotierte Schulbibliothek könnte wohl helfen, die Ergebnisse der Pisa- Studie in ferner Zukunft wieder zu verbessern! Schenkungen, die in den Bestand passen, nehme ich gerne an. Die Schulbibliothek hat bei den älteren Schülern die Funktion eines inzwischen fehlenden Silentium-Raumes übernommen. Hier können sie in Ruhe arbeiten, lernen und sich zurück- ziehen. Der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten kann mit der Arbeitszeit einer Halbtags- stelle aber leider nicht abgedeckt werden. Bei den jüngeren Schülern übernehmen die Räume die Funktion eines gemütlichen Pausenraumes, in dem Karten gespielt und geratscht wird. Im Winterhalbjahr herrscht manchmal eine drangvolle Enge. Dummerweise darf man hier aber nicht essen und trinken! Die Ausstattung mit Computer und Internetanschluss ist nur teilweise oder überhaupt nicht vorhanden. Der Weg zum „Informationsherz" (s. ISB-Handreichung) der Schule ist noch weit und ohne ausreichende Mittel und Ausstattung nur unzureichend zu erfüllen. Eine elektronische Erfassung der Bestände oder der Zugang zu Katalogen anderer Bibliotheken ist auf Jahre hinaus nicht in Sicht. Zehn Jahre in der Schulbibliothek des TLG. Veränderungen, Entwicklungen haben statt- gefunden. Es sind aber vor allem die Schüler, deren Heranwachsen und Entwicklung zu beobachten meine Arbeit sinnvoll und lohnenswert macht! Manche von ihnen sind mir fast ebenso wie meine eigenen Kinder ans Herz gewachsen. So manchen Fünftklässler bis zum erwachsenen Abiturienten zu begleiten ist mir eine Freude und persönliche Bereicherung geworden. Arbeit in einer Schulbibliothek hält jung!

Ilse Rau


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