„Ras, twa, tri, mi prischli!" ("Eins, zwei, drei, wir sind dabei")

Einigen ambitionierten Russisch Grundkurslern und anderen Interessierten sollte auch dieses Jahr wieder die Möglichkeit geboten werden, unter der Führung von Frau Meyer und Herrn Adam nach Russland zu fahren, einem Land, das rein geographisch gesehen das Größte unserer Welt ist und mit Sicherheit auch viele andere Superlative verdient und über das wir trotzdem so wenig wissen.

Während der ersten zwei Tage der Reise wohnten wir in Moskau im Hotel „Sputnik", einem Plattenbau in dem alles von der braungemusterten Tapete bis zum schwer auffindbaren Duschkopf an den Charme der sozialistischen 70ger Jahre erinnerte. Unser bester Freund wurde der Ventilator, der uns trotz großer Hitze durch die Nacht föhnte.

Als Russen getarnt (bloß nichts sagen!) starteten wir mit einer Stadtrundfahrt durch Moskau. Dank Frau Hederers gut geplanter Organisation sahen wir vom Kreml über den Roten Platz, dem Bolschoitheater, die bekannten Flaniermeile Arbat und einer Bootsfahrt auf der Moskwa alle Sehenswürdigkeiten, für die Moskau bekannt und berühmt ist. Einige Schüler waren so begeistert von dem Gebäude der dortigen Lomonossow-Universität, dass sie ernsthaft über einen Uni-Aufenthalt an Moskaus Eliteuniversität nachdenken.

Trotz dichtgedrängten Programms musste (!) Zeit für das Spiel Deutschland-USA gefunden werden, in dem sich unsere Mannschaft in das Halbfinale ballackte. Auch während des Finales hatten wir großes






Herzklopfen, allerdings nicht wie wir erhofft hatten vor dem Fernseher sondern in einer Maschine der „Air Kazachstan", die uns mit Verspätung in Richtung Heimat brachte.

Nach Petersburg gelangten wir mit dem „Roten Pfeil", einem erstklassigen Nachtzug. Auf dem Bahnsteig gab es ein großes „Strastwujtje" und ab ging es in die gastfreundlichen Familien. Unser Power-Trip nahm seinen Lauf:

- Stadtrundfahrt

- Stadtführung mit Anna Lwowna

- Peter-Paul-Festung

- Wichtige Denkmäler

- Berühmte Kirchen

- Zarendorf (Sommerpalais mit dem berühmten Bernsteinzimmer)

- Peterhof (incl. Turboschifffahrt)

- Winterpalais und Eremitage

- Dostojewski-Museum

- Zwei Opern

- Ballett

- Projektarbeit zu Puschkin und Dostojewski

Neben dem Prunk der ehemaligen Zarenstadt erlebten wir auf langen, langen Fußmärschen aber auch die harte Realität des St. Petersburger Alltags.

In der Eremitage wurden wir von den riesigen Prunksälen, dem Gold und der größten Sammlung weltbekannten europäischer Malerei überwältigt. Es war die Gelegenheit, die im Kunstunterricht von Frau Nöhbauer und Frau Kufner erlernte Theorie direkt zu erleben. Besonders gefiel uns das „Schwarze Quadrat", das sich kaum einer von uns nachzuahmen zutraute. Echt absurd!

Von der Kunst der Malerei gelangten wir zur Kunst des russischen Balletts, das uns ein weiteres Superlativ bot. Das zierliche „Dornröschen" und der knackärschige Prinz zogen uns in ihren Bann. Viele von uns beschlossen, auf diesen ersten Ballettbesuch weitere folgen zu lassen.






Durch die gemeinsame Projektarbeit näherten wir uns erstmalig dem russischen Dichter und Frauenhelden Puschkin an. An geeigneten Originalschauplätzen wie z.B. dem Ehernen Reiter wurde uns das Leben und Schaffen Puschkins verdeutlicht. Er ist der Goethe Russlands.

Nicht minder interessant, wenn nicht sogar eindrucksvoller fanden wir das Leben und Werk Dostojewskis. Seine Schriften spiegeln Härte und Abgründe des russischen Lebens wider. Die Verflochtenheit der Stadt mit Dostojewski wurde mit unserem Besuch im Dostojewski-Museum noch offensichtlicher. Leider blieb uns nicht die Zeit, uns sofort in ein Buch von ihm zu vertiefen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Im Literaturcafé, wo sich früher Puschkin und heute die Highsociety aus aller Welt trifft, wird die Präsenz vergangener Zeiten spürbar. Selbst eine unserer Austauschschülerinnen lebt heute in den ehemaligen Schaffensräumen Dostojewskis.

Diese Reise ist in ihrer Vielfalt unmöglich in Worte zu fassen. Wir hatten die Chance zu erleben, was nicht beschreibbar ist. Wem immer sich zukünftig diese Möglichkeit bietet, der sollte sie ohne Zögern ergreifen. Ein „spasiba bolschoi" („großes Dankeschön") an unsere großherzigen Gastfamilien und an Frau Hederer, die uns den Austausch mit dieser St. Petersburger Eliteschule ermöglicht hat. Und natürlich an unsere „Mädels für alles", Frau Meyer und Herr Adam, die nicht nur Lehrer waren sondern auch viele unserer Eindrücke mit uns teilten.

Milka Gavric, Nadine Hüttner, Simone Ruff, K 12

PS: Unser Dank geht auch an den Attaché Popov und an Herrn Zillmann vom Freundeskreis ohne deren Hilfe und großzügige Unterstützung der Austausch so nicht stattgefunden hätte. Und an Ljuba, die das größte Herz der Welt hat.

Elena Meyer und Wolf Adam




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