Wir sitzen im Nachtzug von Straßburg nach Cannes. In Straßburg selbst hatten wir ein paar Stunden Aufenthalt, haben uns das Münster und die Stadt ein wenig angesehen, sind vorbeigekommen an einem Museum, an dem Mario Merz eine seiner Fibonacci-Reihen angebracht hat (die erste Spur auf unserer Kunstreise). Und nach leckeren Flammkuchen haben wir jetzt unsere Kabinen im Schlafwagen bezogen, die französische Bahn schenkt uns sogar ein Gute Nachtset mit Oropax, Seife und Co.
Trotz Oropax können wir nicht schlafen, sind wahrscheinlich zu gespannt. Morgens im warmen Zug zu liegen und jede Sekunde neue phantastische Bilder zu sehen, die der Sonnenschein malt, ist das herrlichste an einer Reise!
Montag, 16.Juli 2001
Unser Hotel ist sehr nett, sogar mit Dachterrasse! Nach einer kurzen Verschnaufpause liegen wir nun am Strand von Cannes, das Meer ist herrlich und alles ist auf einmal so schön. Heute Abend werden wir noch ein wenig durch die Stadt bummeln und die Sehenswürdigkeiten abklappern.
Dienstag, 17.Juli 2001
Sind heute in Saint Paul gewesen. Wenige Minuten davon entfernt liegt die Fondation Maeght; in den 60ern hat dort das Ehepaar Maeght in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Miro, Braque und Giacometti eine einzigartige Sammlung zusammengetragen. Allein die Architektur, ein klein wenig wie Corbusier, ist großartig, es gibt auch eine kleine Kapelle, genau
wie sie sein muss, sehr schlicht mit einem hochgelegenen bunten Glasfenster von Braque. Und zahllose Bassins, teilweise mit Figuren von Miro oder mit Seerosen und Tausenden von kleinen grünen Fröschen. Und überall zirpen die Grillen. Im Moment ist eine Ausstellung über Kandinsky, einige Bilder haben wir erst wenige Monate vorher in Moskau gesehen. Man weiß nicht was schöner ist, die Bilder und Skulpturen oder einfach die Idee in dieser herrlichen Umgebung eingebettet mit solch großartigen Künstlern zusammenzuarbeiten, man spürt die Stimmung noch heute.
Nachmittags waren wir dann noch in Saint Paul, es ist eigentlich ein herrliches Dorf mit verwinkelten Gassen, aber unheimlich vielen Touristen, und natürlich entsprechend aufgerüstet. Haben Zitronen hinter der Friedhofsmauer geklaut, wo Chagall begraben liegt.
Liegen wieder am Strand in Cannes, hinter uns Palmen, vor uns das Rauschen des Meeres und Salz auf den Lippen. Die Füße im weichen Sand gucken wir zwei kleinen Jungs zu, braungebrannt bis auf den Abdruck der Badehose, die sich einen Spaß aus dem Abduschen machen, bevor sie nach Hause gehen.
Mittwoch, 18.Juli 2001
Sind ganz früh morgens beim Joggen gewesen. Vorbei an den riesigen Hotels, vor denen Boys die Straßen abspritzen und die Uferpromenade am Meer entlang, das ist das Glück. Ein Tag für die Sinne war das, wir waren in Grasse, der Geburtsstadt des Parfums. Sahen den Arbeitsplatz einer Nase" und durften selbst die köstlichsten Düfte riechen.
Donnerstag, 19.Juli 2001
Nizza, mit zwei großen Stationen: dem Matisse Museum und dem Musée d'Art Moderne et d'Art Contemporain. Matisse, den wir schon vom Abitur kennen, wird hier durch Wandteppiche lebendig. Und dann treffen wir Yves Klein, Arman und Ben das erste Mal hautnah, und das Blau wirkt so noch einmal viel intensiver. Aber auch die Atmosphäre in diesen Räumen begeistert uns, und erst die Aussicht über die Stadt,von der Freilichtgalerie! Mindestens so sehr wie die Märkte, wo Gewürze und Fische angeboten werden.
Abends sitzen wir alle zusammen am Strand und picknicken. Diesen Abend hat wohl jeder in anderer Erinnerung, den einen war er der Anstoß zur Facharbeit, anderen hat der nasse Hosen beschert beim Versuch zwischen den Klippen zu pinkeln.
Freitag, 20.Juli 2001
Unser letzter ganzer Tag führt uns nach Antibes, erst einmal ins Haus Picassos mit zahlreichen Werken von ihm und anderen, aber auch wieder über die Märkte und ein letztes Mal ans Meer.
Samstag, 21.Juli 2001
Ja, und mit dem Zug geht es wieder zurück über Straßburg nach München, wo eigentlich niemand hin will.
Heute, fast ein Jahr nach unserer Reise, schreiben wir diesen Artikel und wären immer noch lieber da als hier mit Colloquium in drei Wochen. Aber ein Stück weit tragen uns ja die Erinnerungen an diese Tage, wir wünschen Euch allen so eine Abschlussfahrt.
Jesi-Austausch vom 28.04.2002 - 05.05.2002
Ciao ragazzi e ragazze !!!
Am Samstagabend, 23.50 Uhr, fuhr der Zug ab. Endlich waren wir auf der Fahrt nach Italien. Während die einen schon einmal vorschliefen um für die anstrengende Zeit gerüstet zu sein, machten die anderen in ihren Abteilen Party. Nach sieben Stunden Fahrt erreichten wir Bologna: unser erster Halt auf italienischem Boden, die erste Gelegenheit italienische Luft zu schnuppern, der erste richtige Cappuccino und die erste Erfahrung mit den italienischen Toiletten im McDonalds. O Dio mio! Also schnell weiter... Ankunft in Ancona. Als wir endlich da waren, mussten wir erst einmal unzählige Treppen rauf und runter gehen, auf der Suche nach unseren italienischen Austauschpartnern... Als wir uns dann fanden, gab es erst mal eine große Begrüßung, alle freuten sich über das langersehnte Wiedersehen. Recht bald machten sich alle auf den Weg nach Hause in ihre neuen Familien. Erster Kulturschock: Die rasante Autofahrt. Leuten mit schwachem Magen können wir nur einen Ratschlag geben: Haltet euch fest und nehmt vor jeder Autofahrt mindestens fünf Tabletten gegen Übelkeit! Nach heftiger Begrüßung und kurzer Pause im neuen Heim (mit reichhaltigem Mittagessen !!!) trafen sich die meisten am Abend wieder am Strand von Senigallia um dort einen kleinen Spaziergang zu machen und das erste original italienische Eis zu schlecken. Abends ging es dann noch ortsabhängig zum Essen.
Am Montag Morgen wurden wir ganz herzlich in der Schule in Jesi begrüßt. Unsere Austauschpartner hatten sogar extra ein Theaterstück über Bologna auf Deutsch für uns vorbereitet. Nach diesem Vortrag führte uns Signor Stolfi auf einem kleinen Rundgang durch die malerische Stadt Jesi. Benissimo! Wer nicht das Glück hatte direkt in Jesi zu wohnen, musste mittags dann wieder mit dem Schulbus nach Hause fahren.
Abends trafen wir uns dann alle in einer Pizzeria zum Essen. Es floss reichlich Wein und dementsprechend endete der Abend sehr lustig und sehr spät...
Trotzdem mussten wir alle am Dienstag um acht pünktlich vor der Schule stehen um mit dem Bus nach Bologna, der Stadt der Spaghetti Bolognese, zu fahren. Nach zwei Stunden Stadtbummel zeigte und erklärte uns Signor Stolfi einige Kirchen und andere Sehenswürdigkeiten von Bologna. Besonders beeindruckend war die älteste Universität der Welt, in der wir uns einen alten Anatomiesaal anschauen konnten, in dem früher Leichen zu Unterrichtszwecken seziert wurden. Abends hatten wir ausnahmsweise einmal die Gelegenheit, früher ins Bett zu gehen und ein bisschen zu schlafen ... (Diese Gelegenheit sollten wir in dieser Woche nicht mehr allzu oft haben!)
Mittwoch = Feiertag. Ab zum Strand. Riccione, pass auf, wir kommen!!!! So herrlich wie das Wetter war auch unsere Stimmung. Riccione, das heißt Sonne, Strand und Meer. Riccione, das heißt braun gebrannte Körper. Riccione, das heißt Fun pur. Als erstes hieß es jedoch ab ins Meer... zumindest mit den Füßen. Nur manch Mutige(r) sprang auch ganz ins Wasser. Nach dem Schock der Einkaufspreise kam noch ein weiterer dazu: Krebsrot von Sonnenbrand von Kopf bis Fuß. Auf der Zugfahrt nach Hause war der Zug so überfüllt, dass die meisten von uns auf dem Gang stehen mussten. Am Abend gingen dann noch einige in eine Pizzeria, wobei der Großteil zum Bowlen ins Paradiso ging. Allerdings war das Beisammensein nicht von sehr langer Dauer, denn viele waren doch von dem schönen, aber anstrengenden Tag fix und fertig.
Donnerstag => Weinprobe ist angesagt!!! Da wir einen beschwerlichen Weg durch Sonne und Hitze in Jesi hinter uns hatten, erfreute sich weniger der Wein, als vielmehr der Käse und das Brot besonderer Beliebtheit! Molto bene!!!! Am Nachmittag fuhren wir mit dem Bus nach Ancona auf den Markt. Handeln und feilschen um jeden Cent! Von Starpostern über Panflöten und Schmuck bis hin zu Räucherstäbchen war alles im Angebot. Nach diesem langen Spaziergang gingen die meisten nach Hause, auch um sich schon einmal für den nächsten (ziemlich langen) Abend mit Abschlussparty vorzubereiten...
Am Freitag war dann mal wieder eine Busfahrt angesagt. Unser Ziel: Monte Conero. Zuerst konnten wir uns am Strand sonnen, was auch jeder ausnutzte. Schließlich wollten alle ja noch ein bisschen braun werden vor der Abreise. Danach machten wir noch einen kleinen Strandspaziergang, der von einer Führerin mühsam, aber verständlich auf Englisch kommentiert wurde. Sie zeigte uns unter anderem einige für die Gegend typische Pflanzen und Steine. Allerdings waren alle auch wieder froh, als es zurück ging, denn schließlich wollte sich jeder noch ausruhen und für den heutigen Abschiedsabend schön machen. Der Abend nahte und jeder war sehr aufgeregt. Als dann schließlich fast jeder vor der Osteria eingetrudelt war, drängelten sich alle, um einen der guten Plätze an der Tafel zu bekommen. Nach einigem Warten der hungrigen Menge kam dann auch endlich das heißbegehrte Essen: Zwei verschiedene Nudelsorten und kalte Platten, belegt mit Schinken, Käse, Salami und Antipasti. Als der Wein schon in Mengen geflossen war und die Stimmung dementsprechend auch auf höchstem Niveau war, ging die Party erst richtig los! Alle tanzten ausgelassen und vergnügten sich auch noch anderweitig. Der Abend wollte kein Ende nehmen, und so gingen die Meisten schweren Herzens erst im Morgengrauen nach Hause. Es war ein rundum gelungener Abschiedsabend.
Obwohl wir uns am Samstagmorgen erst eine Stunde später als üblich trafen (also um neun) und dies bedeutete, dass wir einmal nicht schon um sechs Uhr aufstehen mussten, waren viele doch noch etwas geschafft von der vorangegangenen Nacht. Jedoch nutzten alle die Zeit um in Jesi kurz noch einmal einkaufen zu gehen. Anschließend gingen wir zurück zur Partnerschule um dort ein offizielles Abschiedsmittagessen mit allen zusammen einzunehmen. Man merkte deutlich, dass eine wehmütige Abschiedsstimmung in der Luft lag, denn schließlich sollte es heute zurück nach München gehen.
Nach dieser Stärkung fuhren wir ein letztes Mal mit dem Schulbus, der uns
mit seiner rasanten Art ans Herz gewachsen war, heim, um dort noch einmal mit
der Familie zusammen zu sein und die restlichen Sachen zu packen. Um 17.00 Uhr
fuhren wir dann los nach Ancona zum Bahnhof. Nun hieß es Abschied nehmen!!!
Endgültig!!!! Man kann nur jedem raten für diese Gelegenheit reichlich
Taschentücher einzupacken, denn die Tränen wollten gar nicht mehr
aufhören zu fließen. Jeder fiel sich ein letztes Mal in die Arme,
um gleich darauf feststellen zu müssen, dass der Zug in ca. zwei Minuten
abfahren würde. Aber der Zugfahrer hatte ein Einsehen mit uns und blieb
sogar noch ein paar Minuten länger stehen, damit wir uns wirklich auch
noch von allen verabschieden konnten. Ciao Italien. Es war wunderschön
hier und wir fahren nur sehr, sehr schwermütig zurück.
Steffi Grauel, Michaela Kaufmann, Paula Perkuhn, 10a
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