Bericht über die Klassenfahrt der Klasse 11a (neusprachlicher Teil) nach Berlin

Zunächst einmal, wie kam diese eigentlich nicht vorgesehene Fahrt vom 18. - 22.03.2002, überhaupt zu Stande? Es war reiner Zufall, dass Kathi, eine Mitschülerin des neusprachlichen Teils, am ersten Wandertag unsere stellvertretende Klassenleitung Frau v. Klot im Tierpark darauf aufmerksam machte, dass unser Klassenteil vor Ostern ganze drei Wochen nichts „Vernünftiges" zu tun habe, da der sozialwissenschaftliche Teil in dieser Zeit ja sein Praktikum habe. Damals war zwar schon bekannt, dass wir auch ein einwöchiges Berufspraktikum absolvieren sollten; nichtsdestoweniger war Frau v. Klot von dem Vorschlag einer Studienfahrt nach Berlin durchaus nicht abgeneigt und erklärte sich dazu bereit, die Angelegenheit an oberster Stelle vor- und durchzubringen. Als das geschafft war und die eigentliche Planung der Fahrt begann, war auch relativ schnell klar, dass Herr Mann - offensichtlich ein intimer und kundiger Berlinkenner - uns begleiten würde.

Am Montag, den 18.03., war es schließlich dann soweit: die versammelte Mannschaft stand (pünktlich!!!) am Hbf München bereit um endlich in den ICE nach Berlin zu steigen - wohlwissend, dass eine siebenstündige Zugfahrt auf sie wartete. Nach unendlichen Schafkopfrunden am Ziel angelangt, bot sich uns bei der Einfahrt des Zuges nach Berlin ein erster Eindruck der Stadt. Dabei fielen uns vor allem die vielen Baustellen und die mit Graffiti besprühten Wände ins Auge! Am Bahnhof Zoo endete dann schließlich die Fahrt und wir machten uns auf, unser recht zentral gelegenes Hotel „Pariser Eck" anzusteuern. Alles klappte wie am Schnürchen! Die Zimmerverteilung und ein kurzer klotscher Einblick in die Hausordnung (oberstes Gebot: Frau v. Klot durfte nicht im Schlaf gestört werden!!!) waren ziemlich schnell abgeschlossen.

Anschließend machten wir noch einen kleinen Spaziergang über den Kurfürstendamm um uns ein wenig zu orientieren und den Weg zurück zur Pension auch alleine zu finden. Dabei besuchten wir kurz das Europa-Center, eine der ersten großen Einkaufspassagen in West-Berlin, und die Ruine der Gedächtniskirche, den „hohle Zahn". Ab ca. 19:30 Uhr hatten wir dann frei um uns selbst einen Eindruck von Berlin zu machen und uns mit einem Mahl zu stärken - natürlich mit dem absoluten Gebot der Alkoholabstinenz (siehe klotsche Hausordnung...)!

Dienstag war dann der große „Museentag"!

Zuerst fuhren wir - dank Herrn Mann ohne uns zu verfahren direkt - zum Reichstagsgelände und gelangten nach einer umfangreichen Sicherheitskontrolle in den Bundestag. Wir fuhren mit dem Expresslift zur Plattform hinauf, von der aus man spiralenförmig in die Kuppel gelangte. Dort, am höchsten Punkt angekommen, bot sich uns ein beeindruckender Rundblick über „tout" Berlin. Dabei fiel besonders die Haupteigenschaft Berlins auf: Auf Grund der noch immer spürbaren Zerrissenheit der



Stadt und dem daraus resultierenden sozialen Gefälle hat Berlin wirtschaftlich wenig zu bieten; auch die Wohnungssituation ist katastrophal: Auf der einen Seite werden ununterbrochen neue Bürogebäude und Wohnhäuser gebaut - die alten lässt man einfach verfallen - auf der anderen Seite hat die Hauptstadt oft wenig wirkliche wirtschaftliche Anziehungspunkte wie z. B. Arbeitsplätze für neue Mieter zu bieten. Im Anschluss daran marschierten wir durch eisige Kälte unverdrossen zum „Mauermuseum am Check-Point Charlie", das auf einer sehr großen Fläche einen überaus detaillierten Einblick in die Geschichte der Mauer und der Fluchtversuche von DDR-Bürgern bietet. Insgesamt ist es ein eindrucksvolles Museum mit bewegenden Zeugnissen von Menschen auf der Flucht.

Bevor wir dann zur „Alten Nationalgalerie" gingen, die erst vor kurzem wieder eröffnet worden war, gab's eine kurze Mittagspause. Lex v. Klot: „Wer nach mir kommt, kommt zu spät!" In der Galerie selbst hatten wir dann eine Führung von einer jungen, begeisterten Kunsthistorikerin, die versuchte, Kunst und die Geschichte des Museums für uns interessant zu gestalten. Man hätte Stunden dort verbringen können!

Bevor wir die Museumsinsel wieder verließen, schauten wir noch kurz im „Pergamonmuseum" vorbei, um dort den berühmten Altar zu begutachten. Den Rest des Museums „durften" wir nach eigenem Ermessen erkunden - oder auch nicht - da sich langsam aber sicher erste Erschöpfungserscheinungen auch bei unseren Lehrern breit machten.

Am Abend besuchten wir dann zusammen ein Kabarett „Die Stachelschweine", eine sechsköpfige Truppe, deren Chef zwei Tage zuvor gestorben war.

Das Kabarett selbst war auf Grund der häufig sehr lokal bezogenen Witze und der ab und zu etwas schief gewählten Thematik (z. B. ein Waffenkaufhaus, in dem Terroristen aller Nationen ihre Ausrüstung erwerben - siehe Nockherberg, März 2002) eher weniger lustig. V. Klot: „Des war recht mäßig! Do gibt's vui Besseres!" Nur die für Kabaretts typische Belustigung über unsere Dauerbrenner in der Politik sorgte für Lacher- besonders A. Merkel und R. Scharping waren hierfür ganz gute, aber teilweise auch überstrapazierte Opfer.

Am Mittwoch beim Frühstücksbuffet - kein Witz, sondern genussvolle Realität - bot sich uns ein schauderhaftes Wetter, das uns den ganzen Tag mit ausgiebigem Regen und Wind versorgte. Wir fuhren ausgerechnet an die





sem Tag nach Potsdam. Dort besuchten wir das Schloss „Sanssoucis", in dem Friedrich der Große vor allem im Sommer residiert hatte. Die Führung durch das Schloss war wegen des recht ungewöhnlichen Dialekts der Führerin (wahrscheinlich eine Polin) durchwegs interessant. Am Anfang wurden wir jedoch recht barsch von einem preußisch-orthodoxen Ordnungsfanatiker auf unsere Schweige- und Gehorsamspflicht in diesen heiligen Hallen hingewiesen - er kannte aber bis dahin unsere Frau v. Klot und uns noch nicht.

Wir waren wie immer vorbildlich und sie hat ihn am Ende richtig zusammengestaucht. Auch er war dann ganz brav! Anschließend wanderten wir ins Zentrum, die „Potsdamer Altstadt", wo wir mittags „dinierten". Danach marschierten wir durch den Park zum „Caecilienhor. Schließlich gelangten wir am „Neuen Palais" vorbei zur „Glienicker Brücke", an der Ost- bzw. West-Agenten ausgetauscht worden waren.

Wieder ins Hotel zurückgekehrt, begann ab 17:30 Uhr endlich unsere Freizeit - nach einem Tagesmarsch von beachtlichem Ausmaß. Da wir verständlicherweise von den beiden vorherigen Tagen erschöpft waren, ließen wir es am Donnerstag ein bisschen gemächlicher angehen. Wir begannen den Tag mit einer dreistündigen Stadtrundfahrt, durch die wir noch einmal an allen wichtigen Gebäuden Berlins vorbeifuhren. Dabei nahmen wir - zumindest von außen - an einem Empfang in „Schloss Bellevue", dem Sitz des Bundespräsidenten J. Rau, teil. Wir fuhren auch durch Kreuzberg, dem Stadtteil Berlins mit der höchsten Ausländer- und Arbeitslosenquote.

Natürlich durften auch die modernen Hochhäuser einiger Industriefirmen nicht fehlen. Alles in allem war diese Rundfahrt aber nicht das Gelbe vom Ei, da der Veranstalter äußerst darauf bedacht war, seine Route und vor allem seinen Zeitplan einzuhalten. So reagierte er auf Bitten von Herrn Mann „Die Museumsinsel müssen sie nicht extra noch einmal abfahren." - Der Bus biegt in die Museumsinsel ein!) überhaupt nicht. Auch der Versuch, die Stimmung durch unablässige, sogenannte „Sparwitze" aufzulockern, war überflüssig und quälend. Nach dieser (kleinen) Enttäuschung trafen wir uns nach einer Mittagspause um 14:00 Uhr wieder am „Jüdischen Museum". Auch hier beschlossen wir (ähnlich wie im „Check-Point Charlie"-Museum) das Museum auf eigene Faust zu erkunden, da es einfach zu überwältigend war. In diesem erwarteten uns nicht nur ein Einblick in die jüdische Geschichte seit dem zehnten Jahrhundert, sondern auch einige praktische Erfahrungen, wie z. B. ein Raum, in dem man sich auf Grund der Licht- und Klangverhältnisse wie ein Jude im KZ vorkam; ein in 3-D animierter Kurzfilm über die wichtigsten Gebäude einer jüdischen Siedlung; ein abstrakt wirkender Innenhof, der über 49 symmetrisch angeordnete Säulen die gleiche Verwirrung schaffen soll, die im Leben der Juden vorherrschend war. Nach dieser geballten Ladung geschichtlicher Information hatten wir den restlichen Tag frei. Da es ohnehin unser letzter Tag war, traf sich das sehr gut. Gott sei Dank hat Frau v. Klot an diesem Abend sehr gut geschlafen...

Am letzten Tag, dem Tag der Abreise, wurden am Morgen nach dem Frühstück hektisch die Koffer gepackt und die Pension gen Bahnhof Zoo um kurz vor 9:00 Uhr verlassen. Besonders klasse an der Rückfahrt war die Tatsache, dass der Zug ohnehin schon Verspätung hatte und diese durch einen Personenschaden und eine daraus resultierende Umleitung des Zuges noch vergrößert wurde. So erreichten wir nach sieben Stunden Fahrzeit (mit Schafkopfen - as usual) mit 25 Minuten Verspätung wieder den Hbf München. Osterferien!

Vielen Dank, Herr Mann. Sie waren eine wunderbare graue Eminenz! Und auch Ihnen danken wir nochmals ganz herzlich, Frau v. Klot. Denn ohne Sie wäre diese Fahrt nie zu Stande gekommen!

Florian Lettl

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