Berlinfahrt 2022
Am 18.07 ging es für die Klassen 10a, b und c nach zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder auf Klassenfahrt.
Das Ziel war Berlin und die 580 km dorthin wurden im Reisebus zurückgelegt. Der erste Tag bestand aus unserer Ankunft, jedoch durften wir die Stadt schon etwas alleine kennenlernen.
Der zweite Tag lief unter dem Themenbereich „Berlin als Teil Preußens und im Nationalsozialismus“, angefangen im Olympia-Stadion, wobei besonders die Olympischen Spiele 1936 und die Architektur im Mittelpunkt standen. Weiter ging es mit dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee, den man wohl als normaler Tourist nicht besichtigt. Der Besuch dort war für uns alle sehr eindrucksvoll, da wir die jüdische Geschichte Berlins und Traditionen des jüdischen Glaubens kennen lernen konnten. Nach einer Mittagspause besichtigten wir das Sinnbild der deutschen Hauptstadt: das Brandenburger Tor, das Friede, Hass und Vereinigung in einer Architektur widerspiegelt.
Weiter ging es zum Humboldt-Forum, das zuletzt mit Finanzskandalen in den Medien war und durch Infos aus einem Referats gewann man Einblicke in das so teure Gebäude. Denn die Architektur ist einmalig. Der wirklich heiße Tag endete mit eigenen Stadterkundungen von uns allen.
Am Mittwoch erwartete uns der politisch spannendste Programmpunkt: der Besuch im Bundestag, mit dortigem Abendessen und einem Treffen der Abgeordneten von München-Süd, Jamila Schäfer (Grüne). Aber davor hieß das Thema des Tages: „West-Berlin und die Berliner Republik (seit 1990)“. Angefangen mit gleich zwei blutigen Attentaten, nämlich den Orten, an denen Ende der 1960er Jahre Benno Ohnesorg an der Deutschen Oper und Rudi Dutschke am Ku’damm ermordet bzw. angegriffen wurden. Das nächste Referat beschäftigte sich mit dem Bahnhof Zoo, früher der Treff der Drogensüchtigen in Berlin und gleichzeitig der Zentralbahnhof für das damalige West-Berlin. Natürlich ist hierbei die Geschichte der Autorin Christiane F. nicht fern, worüber ebenfalls referiert wurde. Wir gingen bestens informiert aus dem Referat und konnten uns gleichzeitig nicht vorstellen, wie sich früher hier 13-jährige Mädchen auf offener Straßen prostituieren und Drogen konsumieren konnten. Am Vormittag besichtigten wir ebenfalls das unendlich erscheinende Holocaust-Mahnmal nahe des Brandenburger Tors für die sechs Millionen ermordeten Juden während der NS-Herrschaft. Die Charité stand ebenfalls auf unserem Plan, wo Geschichte und Gegenwart in der Medizin aufeinandertrafen.
Wir passierten nach einer Pause die Sicherheitskontrollen für den Bundestag, vorerst nur die Kuppel, die sich bei Temperaturen von 40 Grad stark aufheizte, jedoch wagte sich jeder von uns hinauf.
Die Kuppel des Bundestages steht für Transparenz, generell ist die Architektur im gesamten Bundestag mit sehr viel Bedacht und symbolisch gewählt. Die Kuppel besteht komplett aus Glas, das dem Volk Einblick gewährt. Später erfolgte dann der Besuch des Paul-Löbe-Hauses, worauf nach dem Eintritt ein Mittagessen in der Kantine folgte. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Nach dem Essen gingen wir endlich in den Plenarsaal, wo uns diesmal ein Herr die Räumlichkeiten näherbrachte. Das Treffen mit der Abgeordneten Jamila Schäfer von Bündnis 90/Die Grünen aus unserem Münchner Süden fand nach langem Bangen doch statt (sie war erst wenige Stunden aus der Ukraine zurück) und wir stellten kontroverse Fragen zu verschiedenen Themen, die sie ausführlich und gut beantwortete. Der Tag endete wieder mit individuellen Erkundungsgängen.
Unser letzter Tag in Berlin lief unter dem Thema „Das geteilte Berlin bzw. Berlin der SED“. Angefangen auf der Landebahn des alten Tempelhofer Flughafen, der bekannt ist für seine Rolle während der Luftbrücke 1948/49, gefolgt von Checkpoint Charlie, dem wohl bekanntesten Ort Berlins, wenn es um das durch die Mauer geteilte Berlin geht. Weiter ging es thematisch mit der DDR und der dortigen Unterdrückung. Das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen ist sicherlich ein Sinnbild dafür. Wir erlebten in mehreren Gruppen eine intensive Führung durch das ehemalige Gefängnis. Was sehr beeindruckend war, ist dass auch ehemalige Inhaftierte die Führungen leiten. Mit Wissen, dass es bis heute Opfer dieses Regimes gibt, die dort über Jahre gefangen gehalten wurden für beispielsweise die „Straftat“ Republikflucht und die durch die psychische Folter nicht einmal richtig nennen können, was ihnen angetan wurde, verließen wir diese Gedenkstätte.
Unsere Reise endete mit einer Schifffahrt über die Spree, bei der nochmal viele der Sehenswürdigkeiten, die wir die Tage davor zu Fuß erkundet hatten aus einer anderen Perspektive sehen konnten, darunter der Fernsehturm, das neue Stadtschloss/Humboldt-Forum und das Reichstagsgebäude.
Text: Nika , Amelie (10c)
Lektorat: Jule (10c)