Von Janina M., Martina R., Christina V., 8b TLG
In der Mitte der riesigen Eingangshalle stehen ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum und ein unübersehbarer Engel. An den Wänden hängen Bilder von alten Menschen, die freundlich lächeln. Da wir nicht wissen, was uns erwartet , sind wir sehr aufgeregt und nervös. Nachdem wir durch die langen Gänge und Treppen gelaufen sind, erreichen wir unser eigentliches Ziel: Eine der zahlreichen Pflegestationen. Auf einem Stuhl vor dem Stationszimmer sitzt eine Weihnachtsmannpuppe.
Doch wir sind nicht zu Besuch in dem Altenheim im Nordwesten Münchens, dessen Name nicht genannt werden soll, sondern wollen durch eigene Erfahrung feststellen, wie es ist, hier zu arbeiten.
Wir können gerade noch unsere Jacken im Büro einschließen, da werden wir auch schon in die Arbeit miteinbezogen: Gebrauchte Becher und Gläser aus den Zimmern einsammeln und neue hinstellen. Danach können wir mit zwei älteren Damen eine Runde,,Mensch ärgere dich nicht“ spielen. ,,Ein Vergnügen, für das normaler weise wenig Zeit bleibt“ , wie Schwester Tina M. erklärt. Verständlich, da es wirklich sehr zeitaufwendig ist, den alten Leuten die Regeln des ,,komplizierten“ Spieles immer wieder neu zu erklären und die ,dazu notwendige, Geduld aufzubringen um jede Runde neu zu erläutern, dass man bei diesem Spiel nur mit einer Farbe gehen und nicht jede Runde wechseln darf!!!!!!!!
Als wir das Spiel weggeräumt haben, ist es Zeit, das Mittagessen auszuteilen. Bei manchen Bewohnern ,die selbst nicht mehr essen können, muss das Essen auch eingegeben werden, was sich als leichter als erwartet herausstellt. Es macht sogar richtig Spaß, auch wenn es nicht so einfach ist, selbst den Mund geschlossen zu halten und die Leute dazu zubringen, ihren zu öffnen! Daraufhin sammeln wir das Geschirr wieder ein und nehmen die Essensbestellung für die nächste Woche auf: Für jeden Tag stehen drei Gerichte zur Auswahl und die Bewohner müssen sich für eines entscheiden. Bei manchen klappt das auch ganz gut- Frau O. aber antwortet: ,,Ich möchte das essen, was mein Freund isst“.
,,Das braucht ihr nicht ernst nehmen, bei ihr ist keine genauere Antwort zu erwarten. Aber so etwas ist leider keine Seltenheit, da die Leute immer später eingeliefert werden und dann teilweise auch etwas verwirrt sind“ ,erläutert Schwester Christine H.
,,Auf dieser Station sind größtenteils Schwerstpflegefälle. Hier zu arbeiten ist sowohl eine psychische als auch eine physische Belastung, weil manche Bewohner sehr schlimme Krankheiten haben. Manchmal fallen auch Leute hin, die über 100 Kilo wiegen und bei denen wir teilweise zu viert anpacken müssen, um ihnen wieder aufzuhelfen!“ ,fügt Schwester Tina hinzu.
Wir wollen wissen, wer sich um die Bewohner kümmert, die keine Angehörigen mehr haben und erfahren, dass es gerichtlich bestimmte Betreuer oder freiwillige Helfer von Kirchen gibt, die sich Zeit für die Pflegebedürftigen nehmen.
,,Warum wir diesen Beruf trotzdem gewählt haben?“ ,fragt Schwester Christine und antwortet gleich selbst: „Wir ziehen eben den Umgang mit Menschen der Büroarbeit vor.“ ,,Was leider nicht mehr stimmt, da wir nach und nach immer mehr Bürokram erledigen müssen!“ ,seufzt Schwester Birgit.
,,Aber langweilig ist es hier trotzdem nicht! Man kann immer noch die Leute beobachten, die hier vorbeikommen“ ,wirft Herr B. ,der hier schon seit längerem lebt, lachend ein.
Nach drei Stunden verlassen wir das Heim und können Schwester Tina nur zustimmen: Es ist wirklich anstrengend- aber auch schön!